Wer viel mit Pastellkreiden arbeitet, kennt die Situation: Schachteln und Kästen füllen sich allmählich mit abgebrochenen Pastellstückchen und Resten, die kaum mehr mit der Hand zu verarbeiten sind. Doch aus einem solchen Sammelsurium an leuchtenden, differenzierten Farben kann ohne viel Aufwand eine neue Farbe entstehen – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit im Atelier.
Schon Leonardo da Vinci schätzte die „Art, trocken zu kolorieren“, und zu seiner Zeit wurden locker gebundene Pigmente in Stiftform insbesondere in der Zeichenkunst genutzt. Spätestens im 17. Jahrhundert trat die Malerei in Pastell einen regelrechten Siegeszug an und gelangte nur wenige Jahrzehnte später mit Rosalba Carriera, Jean-Ètienne Liotard und Jean-Baptiste-Siméon Chardin zu einer ersten Blüte. Mit dem französischen Impressionismus und hier vor allem mit Edgar Degas‘ atmosphärischen Ballettszenen kamen die Vorzüge der Pastellmalerei besonders zur Geltung: Durch die geringe Menge an Bindemitteln haften die Pigmente nur durch Adhäsion auf dem Malgrund – im Ergebnis werden Pastellmalereien zwar äußerst empfindlich gegen äußere Einflüsse, aber ihre luftig-leichte, charakteristische Wirkung entschädigt für diese Fragilität und ist genau dieser geringen Haftung geschuldet, da das Farbpuder das Licht direkt reflektiert.
Pastellkreiden werden in unterschiedlichen Formen und Qualitäten angeboten, ob mit rundem oder eckigem Querschnitt, mit Papierbanderole zum Schutz der Hände oder in Holz gefasst und ideal für Reisen. Wer oft mit hochwertigem Pastell arbeitet, weiß: Pastellkreiden mit wenig Bindemitteln und Füllstoffen brechen leicht, und mit der Zeit sammeln sich abgebrochene Stücke und übriggebliebene Stummel in Kästen, Kistchen und Schubladen. Was tun mit diesen brachliegenden Resten? Auch wenn es auf den ersten Blick unkomplizierter erscheint, Farbe direkt aus der Tube zu verwenden, machen Sinn und Zweck nachhaltigen Arbeitens nicht vor der künstlerischen Arbeit halt: Fein zerstoßen und mit einem Bindemittel gemischt, kann aus diesen Resten wieder eine hochwertige Farbe entstehen.
Als Bindemittel können Öl oder Acryl-Bindemittel, aber auch gebrauchsfertige Malmittel verwendet werden. Die Pastell-Bröckchen werden mit einem Glasreiber [2] oder einem Mörser [3] zu feinem Pulver zerstoßen – natürlich säuberlich nach Farben getrennt [4]. Dieser fast reine Farbstaub sollte möglichst in kleine Behälter gefüllt werden – dazu eignen sich etwa leere Aquarellnäpfchen [5]. Zum Malen wird der Pinsel erst mit Öl oder Malmittel benetzt, um dann mit dem angefeuchteten Pinsel das Farbpulver aufzunehmen.
Fein zerstoßen und mit einem Bindemittel vermischt entsteht aus den Pastellresten eine hochwertige neue Farbe.
Als Malgrund wirken naturfarbene, geleimte Gewebe aus Leinen, Hanf, Nessel oder Baumwolle aufgrund ihres Farbtons harmonisierend und neutralisierend [7], ebenso wie weiß grundierte Gewebe.
Ein besonderes Plus der Malerei mit den Resten aus Pastellkreiden ist die breite Farbpalette: Pastellkreiden sind in über 500 Farbtönen erhältlich. Durch die Verarbeitung des Pastellpulvers mit Öl oder Malmitteln verliert sich zwar die typische, hellpastellige Wirkung der reinen Kreide, aber Intensität und Leuchtkraft der Farben bleiben erhalten.
Danke für den tollen Tipp!
Happy new year and das gesamte Team und besten Dank für diesen Tipp – ich werde es auf jeden Fall versuchen 🙂 !
Vielen Dank für das liebe Kommentar und auch Ihnen alles Gute für das neue Jahr! Ihr boesner-Team