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Entdeckungen im Alltäglichen

Begleiter des Alltags: Gläser, Tassen, Vasen oder Schalen sind im täglichen Gebrauch vertraute Dinge. Als Elemente eines Stilllebens bringen sie einen gewissen Hauch von Zufälligkeit mit, scheinen absichtslos in ihrer ganzen Normalität. Im spanischen Sprachgebrauch werden Stillleben mit Alltagsgegenständen und Lebensmitteln bis heute gern als „bodegónes“ bezeichnet, als Küchenstücke im weiteren Sinne. Gerade Küche und Haushalt bieten für Stillleben im kleinen und großen Format viele Entdeckungen – Gesuchtes und Gefundenes in reizvollen Arrangements.

Die deutsche und die englisches Bezeichnung „Stillleben“ bzw. „still life“ sind dem niederländischen „still leven“ entlehnt, was so viel bedeutet wie „unbewegtes Dasein“. Andere Sprachen greifen den traditionellen Symbolgehalt vieler Werke auf, die auf die Vergänglichkeit alles Irdischen verweisen: So erfand das Französische den Begriff der „nature morte“ („tote Natur“), im Italienischen auch als „natura morta“ präsent.

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© Ina Riepe

Die Geschichte des Stilllebens reicht bis in die Antike zurück, und mit der Entwicklung ändern sich seine Erscheinungsformen. Bereits in pompejianischen Mosaiken und Wandmalereien finden sich Schalen mit Früchten, Darstellungen von Blumen und Tieren, die von Tätigkeiten oder gesellschaftlichem Stand der Bewohner berichten. Mit der Emanzipation von der religiösen Malerei des Mittelalters und den neuen technischen Errungenschaften durch räumlich-perspektivische Darstellungsweisen bekamen weltliche Dinge seit der Renaissance zunehmend Bedeutung. Mäzene, Auftraggeber und die Künstler selbst wünschten schließlich bildlichen Ausdruck von Wohlstand und wirtschaftlicher Blüte.

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Moderne Stillleben sind ein wahres Experimentierfeld künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten, denn sie lassen sich nicht festlegen: Die Bandbreite reicht von schnellen Gouache-Arbeiten über Acryl- bis hin zur Ölmalerei.

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Die ersten autonomen Stillleben entwickelten sich mehr oder weniger parallel um die Wende zum 17. Jahrhundert in den Niederlanden, Deutschland, Spanien und Italien. Der aufgrund großer Nachfrage insbesondere in den Niederlanden bald blühende Markt begründete eine zunehmende Spezialisierung – Blumen- oder Früchtestillleben waren ebenso gefragt wie repräsentative Prunk-, Jagd- oder mahnende Vanitasstillleben in augentäuschendem Realismus. Die Maler erfassten minutiös die Schönheit ihrer Objekte und schufen mit teils verschlüsselten Botschaften eine besondere, von den Zeitgenossen jedoch problemlos zu entziffernde Bildsprache. Auch wenn die französische Akademie Mitte des 17. Jahrhunderts dem Stillleben zunächst nur den niedrigsten Rang in der Hierarchie der Gattungen zuwies, so war der Zuspruch des Publikums ungebrochen. Das Genre entwickelte sich zum einem Experimentierfeld künstlerischer Möglichkeiten – inhaltliche Botschaften traten nach und nach zuguns­ten der malerischen Ausführung in den Hintergrund.

 

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Die Faszination des Stilllebens ist bis heute ungebrochen. Ob Obstschale oder Espressotässchen – zur Themenfindung genügt ein aufmerksamer Blick in die nächste Umgebung und das richtige Gespür für ein attraktives Arrangement.

 

Eine Aufzählung bekannter und wegweisender Stillleben muss zwangsläufig punktuell und subjektiv bleiben, doch schon einige Namen ihrer Maler*innen lesen sich wie ein Who’s who der Kunst: Willem Kalfs virtuose Darstellung prunkvoller Objekte und seltener Delikatessen, Rachel Ruyschs prachtvolle Blumen und die in ihrer Reduktion auf das Wesentliche reizvollen Stillleben von Francisco de Zurbarán spiegeln das barocke Spektrum des Genres. Die bewusst von jeglichem Pomp befreiten, bescheidenen Werke von Jean Siméon Chardin machten den Maler berühmt, Paul Cézanne studierte in seinen Objekten virtuos Farbe und Fläche und zeigt mit feinem Gespür ihr eigentliches Wesen. Giorgio Morandi entwickelte in seinem Wohnzimmer-Atelier in Bologna meisterliche Arrangements alltäglicher Gebrauchsgefäße … und David Hockney malt die Stillleben seines Spätwerks zeitgemäß digital auf dem Tablet.

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© Ina Riepe

Es wird deutlich: Stillleben lassen sich nur ungern festlegen, weder in ihren Themen noch in ihrer Technik. Die Bandbreite der hier präsentierten Werke reicht von schnellen Gouache-Skizzen über Acryl- bis hin zur Ölmalerei, und natürlich bieten sich auch Aquarell und Zeichnung an. Zur Themenfindung reichen ein aufmerksamer Blick, ein wenig Fingerspitzengefühl und das nötige Gespür für ein attraktives Arrangement.

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