Pastellkreiden enthalten nur wenig Bindemittel und Füllstoffe. In der Verbindung mit Öl oder Malmittel werden zerriebene Pastellreste zu einer dünnflüssigen, leicht durchscheinenden Farbe, die im wiederholten Auftrag deckend, aber nicht pastos wirkt.
Der Begriff „Pastell“ ist aus dem italienischen „pasta“ (= Teig) entstanden, der sich auf die Herstellungsweise von Pastellen bezieht: Reinem Pigment wird wenig Bindemittel hinzugefügt, um es in Stiftform zu pressen und den Farbstaub auf den Untergrund aufbringen zu können. Der Härtegrad der unterschiedlichen Kreiden hängt nicht zuletzt vom verwendeten Bindemittel und anderen Zugaben ab (in früheren Jahrhunderten konnten dies etwa Haferschleim, Seifenwasser, Gelatine oder Leim, aber auch Honig und Kandiszucker für weichere Qualitäten sein). Heute sind die Rezepturen streng gehütet, und die handelsüblichen Pastellkreiden überzeugen mit ihrem umfangreichen Farbenspektrum: Es gibt Hersteller, die über 500 Farbtöne anbieten.
Ein Arrangement aus vorbereiteten Gegenständen wird zum Modell für ein Stillleben, das an Ölmalerei erinnert
Wer aus Bruchstücken und Resten von Pastellkreide eigene Farben herstellt, wird von einer besonderen Farbwirkung belohnt: Die hohe, klare Leuchtkraft einer fast reinen Farbe, die keine pastose Wirkung hat, da sie nur geringe Mengen an Füllstoffen und Bindemitteln enthält. Fein zerriebene Pigmente werden mit einem mit Malmittel, Öl (mit Zusatz von etwas Balsamterpentinöl) oder Acrylbinder benetzten Pinsel aufgenommen und verbinden sich im Auftrag zu einer eher dünnflüssigen, leicht transparenten Farbe, die an Aquarell erinnern kann. Im Auftrag mehrerer Schichten ist der Farbauftrag zunehmend opak, und in beiden Fällen trocknet die Farbe in vergleichsweise kurzer Zeit vollkommen auf: Sie wird reib- und wasserfest und kann – wie Arbeiten in Öl – aufgespannt und behandelt werden. Da meist nur kleine Mengen dieser selbst hergestellten Farbe zu Verfügung stehen, eignet sie sich naturgemäß für eher kleine Formate.
Bei diesem Stillleben standen gewöhnliche Haushaltsflaschen Modell: Sie wurden vorab mit einer rasch angerührten Gouache aus Leim und Kreide geweißelt. Zum Arrangement gesellen sich leere Pappaschachten, ebenfalls mit Gouache eingefärbt, deren geradlinige, kantige Formen in einem reizvollen Kontrast zu den weich geformten, gerundeten Flaschen stehen.
Als Malgrund diente transparent grundiertes Linus-Gewebe. Die Vorzeichnung wurde mit dem Pinsel und der selbst hergestellten Farbe ausgeführt, die Flächen in wiederholtem Auftrag opak gefasst. Durch diesen schichtweisen Aufbau erinnert die Malerei in ihrer Anmutung an klassische Arbeiten in Öl.
Der Naturton des Hanfgewebes unterstreicht die lichterfüllte, harmonische Wirkung.
In mehreren Schichten aufgetragen, wird die Malerei zunehmend opak. Der Wechsel zwischen lasierend-transparentem und deckendem Auftrag macht einen besonderen Reiz dieser Technik aus.
Bei einem einmaligen Farbauftrag mit wenig Pigment auf leimgrundiertem Hanfgewebe unter stützt der gelbliche Ton des Gewebes harmonisch die Naturtöne der Flaschen. Die gesamte Wirkung ist lichterfüllt, die Konturen scheinen teils mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Damit kontrastieren die Schachteln in ihrer Farbigkeit. Hier wird deutlich, welche farbintensiven Effekte mit wenig Pigment auf unterschiedlichen Malgründen erreicht werden können – ob es der warm-gelbliche Ton des Hanfgewebes ist oder ein weiß vorgrundiertes Gewebe.
Gesso-Malplatten aus MDF mit einer Beschichtung aus weißer, säurefreier Grundierung sind ein idealer Bildträger für selbst hergestellte Farben aus Pastellresten: Auf der glatten, kreideweißen Oberfläche können die Pigmente ihre vollkommene Leuchtkraft entfalten. In kleineren Formaten bieten sie sich für die geringen Farbmengen an, die aus Pastellresten hergestellt werden können.