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Ohne Schmuck und Schnörkel

Industriearchitekturen prägen in besonderer Weise das Gesicht von Stadt und Landschaft: Fabrikhallen und Werkstätten für Fertigungsprozesse unterschiedlichster Art, Hüttenwerke und Fördertürme zählen zu diesen Stätten der industriellen Produktion. Infrastrukturbauten wie Heizwerke und Wassertürme sind durch ihre teils markanten Baustile weithin sichtbare Landmarken.

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© Ina Riepe

Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert errichtet, zählen viele dieser so genannten „Kathedralen der Arbeit“ zu den Meilensteinen der modernen Architekturgeschichte und sind mit großen Namen verbunden: Etwa die AEG-Turbinenfabrik in Berlin-Moabit von Peter Behrens, die Fagus-Werke von Walter Gropius, das HE-Gebäude der Verseidag in Krefeld von Ludwig Mies van der Rohe oder die Fabrikanlage der Deutschen Werkstätten für Handwerkskunst in Hellerau bei Dresden von Richard Riemerschmid. Auch das Ruhrgebiet hat in diesem Bereich einiges zu bieten: Zu den bekanntesten Industriebauten der Region zählen etwa die Jahrhunderthalle in Bochum, der Sudturm der ehemaligen Union- Brauerei in Dortmund oder die Zeche Zollern II/IV als stillgelegtes Steinkohlebergwerk im Nordwesten Dortmunds, um nur wenige Beispiele zu nennen.

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© Ina Riepe

Schlicht und funktional: Industriearchitektur ist ein Sujet mit vielen Herausforderungen, bei denen Licht und Schatten eine wichtige Rolle spielen.

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© Ina Riepe
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© Ina Riepe

Schlichtheit und Funktionalität stehen bei Industriearchitekturen im Vordergrund. Die Schmuck- und Schnörkellosigkeit von nackten Wänden, unverkleideten Trägern, fensterlosen Flächen und Stahl- oder Eisenkonstruktionen haben in ihrem Purismus eine besondere Faszination. Teils monumental, heute mitunter als Bestandteile einer verschwindenden Welt auch schmutzig und heruntergekommen, greifen die Gebäude regionale Baustile auf und passen sich doch der Umgebung an. Die sichtbaren Konstruktionen und die Vielflächigkeit der Architektur machen diese Zweckbauten in ihren markanten Formen zu einem besonderen Motiv.

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Industriegebäude an der Ruhr standen Pate für diese zeichnerischen Umsetzungen, die sich in Kohle, Pastell und Kreiden auf Struktur und Tonigkeit konzentrieren. Licht und Schatten spielen selbstverständlich dabei eine besondere Rolle, da sie die Monumentalität des Motivs betonen und herausarbeiten. Damit korrespondiert die Schlichtheit des Untergrunds: Die teils großformatigen Zeichnungen entstanden auf geleimtem Baumwollgewebe, das an manchen Stellen bewusst genutzt wird und papierfarben durchscheint, oder weiß bzw. hell grundierter Leinwand. Die Wahl der zeichnerischen Mittel ist dabei mitentscheidend für die Wirkung: Der Förderturm wurde mit der Bruchkante von portugiesischer Art-Graf-Kreide in nass gearbeitet, während zahllose feine Kohleschraffuren die Flächigkeit der Schlote rechts erzielen.

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Bei solchen Zeichnungen empfiehlt es sich, im Vorfeld Probeblätter anzulegen und mit den verschiedenen Qualitäten des Zeichenmaterials zu experimentieren: Wie schwarz ist der Strich, und welche Variationen sind möglich? Wie sind die Unterschiede zwischen Kohle, Pastell und Kreide, und welcher ist der persönlich bevorzugte Strich, der am besten zur Umsetzung des Themas geeignet ist? Auf Probezeichnungen kann auch der Einsatz von Lavierungen geplant werden: Beim Verwischen des Strichs wird Kohle leicht bräunlich, während Pastellstifte ihr tiefes Schwarz durch reines Pigment behalten. Art-Graf-Kreiden verbinden bemerkenswert das Malerische mit dem Zeichnerischen, und die scharfen Bruchkanten erlauben dank hoher Pigmentierung auch großzügige Aufrisse und Schraffuren in sattem Strich. Die Lavierung erzeugt einen milden Farbschleier. Zusätzlich eröffnet gepresstes Grafitpulver zahlreiche Ausdrucksmöglichkeiten.

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Bei den großformatigen Zeichnungen betonen rahmende Gouache-Flächen in Himmel und Erde die farblich zurückhaltende Qualität der mit feinem Stift ausgeführten Kohlezeichnung. Die großformatige Leinwand ist mit einer Leimung vorbereitet, die mittig in zurückhaltendem Ton sichtbar ist.

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links: rahmende Gouache-Flächen in Himmel und Erde betonen die farblich zurückhaltende Qualität der mit feinem Stift ausgeführten Kohlezeichnung, rechts: Leinwandgewebe mit einer dünnen, hellen Gouache- Grundierung trägt den Förderturm
© Ina Riepe

Leinwandgewebe mit einer dünnen, hellen Gouache- Grundierung trägt hingegen den Förderturm und sorgt für die technisch anmutende Wirkung der reinen Kohlezeichnung. Dank der unterschiedlichen Stärken der Kohlestäbchen lassen sich feine Schraffuren ebenso erzeugen wie flächige Effekte.

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© Ina Riepe

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