Autos als besonderes Sujet
Nichts ist unmöglich: Kaum ein Produkt wird in der Werbung so trendy und dem Zeitgeist entsprechend inszeniert wie das Auto.
Die Warenästhetik zielt auf Emotionen – ein Auto kann in der Werbebotschaft prestigeträchtiges Statussymbol sein oder flotter Flitzer zur Unabhängigkeit, Vehikel zur Verbindung mit der Natur oder unabdingbar zum sicheren Transport der Lieben. Auf jeden Fall spricht das Sujet eine besondere Sprache – mit glänzendem Lack, blitzenden Felgen, spiegelnden Scheiben und dem Flair von Freiheit und Abenteuer. Ob mit ultramoderner Technik ausgestattet, als komfortables Familiengefährt oder gepflegter Oldtimer – Chic und Klasse sind dabei immer im Fokus.
Sehen und Gesehen-Werden: Das windschnittige Cabriolet ganz in Blau prunkt mit glänzenden Radkappen, poliertem Holzlenkrad und nostalgischem Charme, in Szene gesetzt wie ein klassisches Schmuckstück.
Eine entscheidende Rolle der Inszenierung spielt die Wahl der Umgebung und der Atmosphäre (siehe links): ob die pulsierende Großstadt oder die familienfreundliche Vorstadt, die Frische des Frühlings oder die Weiten der Landschaft. Das gesamte Erscheinungsbild vermittelt auch eine Ahnung davon, wie die Fahrer*innen unterwegs sind – Siegertyp oder Naturbursche, lässig und cool oder vom Erfolg verwöhnt. Das Statement zählt – das Auto wird zum Spiegelbild der Selbstwahrnehmung.
Ein besonderer Reiz liegt in der Kombination von Malerei mit gesprayten Partien. Die Straßenfassaden im Hintergrund links wurden zunächst gemalt und dann mit Sprühfarbe akzentuiert. Die Flächen und Schatten des E-Autos wurden ebenso gesprayt wie der diffuse Hintergrund des hellen Citroën DS mit charmanter Begleitung.
Das Bild des Autos ist immer eng verbunden mit dem Bild, das man von sich selbst vermitteln möchte: Diese ästhetische Dimension wird durch die Art der Darstellung in Werbung, Malerei und Fotografie visualisiert. Schon die Farbe des Lacks hat Signalwirkung (der schnittige Sportwagen in Rot, der Landrover in tarnendem Grün, der SUV natürlich in Schwarz und der kleine Fiat in Himmelblau oder Crèmefarben), ebenso wie die Geschwindigkeit, die Größe, das Alter und der Zustand des Gefährts eine Rolle spielen.
Die 1950er- und 1960er-Jahres assoziieren die großen Zeiten des Autos, in denen es als Garant für Mobilität und Freiheit galt: Ob es mit dem VW Käfer über die Alpen in die Ferien ging („Er läuft und läuft und läuft …“), mit lauter Musik über den Highway oder langsam durch die Straßen ins Autokino mit Softdrinks und Popcorn – ein wenig Posing und Selbstinszenierung gehörten immer dazu.