Farbiges Papier eignet sich perfekt als Zeichen- oder Malgrund. Selbst hergestellt ist es ganz individuell in der Tönung – und die Grundierung ist direkt inbegriffen.
Farbiges Papier wird seit Jahrhunderten als Zeichengrund genutzt. Blautöne waren schon bei Albrecht Dürer in Gebrauch, und mit Kobalt oder Indigo gefärbte Papiere („carta turchina“ bzw. „carta azzurra“) waren vor allem in Venedig beliebt. Insbesondere die Pastellmalerei bevorzugte farbige Papiere: Rosalba Carriera (1675–1757) steuerte mit getönten Papieren die Wirkung ihrer gefeierten Porträts, und die vielschichtigen Pastelle von Edgar Degas (1834–1917) wurden zum Vorbild für nachfolgende Künstlergenerationen.
Selbst gefärbte Papiere können vielen Zwecken dienen – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Insbesondere sind sie jedoch ausgezeichnete Zeichenpapiere: Durch die Kreidegrundierung sind die Bögen leicht rau mit fast kristalliner Oberfläche, auf der Bleistift, Kohle und Pastell mit viel Struktur stehen. Umweltfreundlich werden zum Färben nur natürliche Bestandteile benutzt, die sich rückstandslos wieder auflösen. So werden liegengebliebene, leicht vergilbte ältere oder preiswerte neuere Papiere zu etwas ganz Besonderem.
Basis ist eine selbst gemischte Leimfarbe. Dazu können Leim und Kreide bereits am Vortag angesetzt werden: Das Leimgranulat muss in kaltem Wasser vorquellen, bevor es im Wasserbad oder im elektrischen Leimkocher erwärmt und flüssig wird. Champagnekreide wird in einem größeren Behälter mit Wasser eingesumpft – dafür sollte die Kreide gerade mit Wasser bedeckt sein. Ein Teil der Kreide wird in das Gefäß gegeben, das der Farbzubereitung dient, und schrittweise mit der Leimlösung verrührt, z.B. mit einem Schneebesen.
In der Weiterverarbeitung heißt es, ein wenig mit Probeaufstrichen zu experimentieren: Die richtige, etwa buttermilchartige Konsistenz der Leimfarbe ist erreicht, wenn sie sich mit einem breiten Pinsel leicht auf dem Papier verstreichen lässt. Achtung: Wölben sich im Trocknungsprozess die Ecken des Papiers, muss der Masse etwas Wasser hinzugefügt werden. Trocknet das Blatt jedoch plan auf, ist die richtige Mischung erreicht. Natürlich kann als Basis auch eine fertige Gesso-Zubereitung verwendet werden.
Der Kreidebasis werden die Pigmente zugesetzt – beginnend mit einer kleinen Menge, um den Farbton besser lenken zu können. Ist der geplante Ton erreicht, kann die Farbe nach dem Einfärben der ersten Papiere schrittweise durch Zusatz von mehr Pigment abgedunkelt werden.
Für dezente, harmonische Abstufungen bietet es sich ebenfalls an, für eine schöne Palette eine Range aus einer Farbe herauszumischen. Beispielsweise von Gelb zu Grün oder von Zartblau zu Violett. Ob einzelne Bögen gefärbt werden, ein ganzer Block oder aber die Seiten eines besonderen Zeichenbuchs – wer einmal anfängt, entdeckt zahllose Möglichkeiten!