Was Resin in der Kunst (bedeuten) kann
„Resin“ oder „Epoxy“ sind Begriffe aus dem Englischen. Sie bezeichnen ein Kunstharz. Solche Epoxidharze bestehen aus zwei Komponenten: Harz und Härter. Mischt man sie, kommt es zu einer chemischen Reaktion, in deren Verlauf das flüssige Resin zu einem festen Kunststoff aushärtet. Die hochglänzenden, klaren Oberflächen, die dabei entstehen, kommen zunehmend auch in der Kunst zum Einsatz und bilden ein spannendes Bearbeitungsfeld.
boesnerzeitung: Wie sind Sie dazu gekommen, mit Kunstharzen zu arbeiten?
Stefanie Etter: Durch ein Schlüsselerlebnis. Ich war in Italien auf einer Kunstausstellung und habe Resin dort zum ersten Mal gesehen. Tatsächlich war ich sofort fasziniert, ja elektrisiert, und hatte die Idee, meine Strukturbilder mit dem Kunstharz zu veredeln.
Zurück in Deutschland habe ich mich auf die Suche nach dem passenden Material gemacht. Das war gar nicht so leicht. Es gab noch keinen großen Resin-Markt in Deutschland, und mir war wichtig, dass das Resin gesundheitlich unbedenklich und qualitativ hochwertig ist. Fündig geworden bin ich dann in Kanada. Und schon die erste Lieferung hat meine Resin-Liebe entfacht.
boesnerzeitung: Ist es sehr aufwendig, mit dem Medium zu arbeiten? Worauf ist zu achten?
Stefanie Etter: Vorbereitung ist alles, wenn es um Resin geht. Der technische Grund dafür: Die eher kurze Verarbeitungszeit, die abhängig vom jeweiligen Resin ist. Mir ist es anfangs schwergefallen, meine Materialien nicht spontan und intuitiv im Arbeitsprozess auswählen zu können – so wie ich es aus der abstrakten Malerei kannte.
Wer mit Resin arbeiten möchte, muss sich vor dem Arbeiten Gedanken machen und einiges vorbereiten: welches Resin, Bildkomposition, Materialien wie Farbmittel, Arbeitsplatz und Ausstattung. Hier hilft eine Checkliste.
Es gilt auch: Gerade Anfänger sollten „weniger ist mehr“ beachten und sich langsam an das Medium herantasten. Wer noch nie mit Resin gearbeitet hat, muss erst einmal ein Gefühl dafür entwickeln. Und auch akzeptieren, dass es bei Resin keine komplette Kontrolle gibt.
Außerdem gilt es, einiges in puncto Sicherheit zu beachten. Das betrifft auch das Resin selbst – gute Produkte haben ein Sicherheitsdatenblatt, das einen Blick wert ist.
boesnerzeitung: Was macht den Reiz des Mediums für Sie aus? Was charakterisiert das Arbeiten mit Resin?
Arbeiten mit Resin ist wie im Flow sein. Alles fließt und kommt in den Fluss. Dieses Pouring ist ein Gefühl, was sich auf meinen ganzen Körper und meinen Geist überträgt. Man muss das einfach mal selbst erlebt haben.
Stefanie Etter: Resin passt perfekt zu meiner Art, künstlerisch zu arbeiten. Ich liebe es zu experimentieren und unterschiedliche Materialien miteinander zu kombinieren. Neben der Vielseitigkeit fasziniert mich auch immer wieder dieser extreme Glanz von Resin. Damit Sie sich das besser vorstellen können: Resin glänzt so stark wie 40 Schichten Lack.
boesnerzeitung: Kann man Resin für Mixed-Media-Techniken verwenden?
Stefanie Etter: Resin eignet sich perfekt für die Mixed-Media-Anwendung. Ich zum Beispiel arbeite meist in mehreren Schichten. Dazu nutze ich Strukturmaterialien, Holz oder Papiere, die sich wunderbar mit Resin kombinieren lassen. Auch ein Einsatz von Resin als Farb-Lasur ist möglich. Das Bearbeiten mit Sprays. Oder Collagen. Denn Resin ist ein fantastischer Klebstoff, mit dem ganz unterschiedliche Materialien in Kunstwerke integriert werden können. Apropos fantastisch: Nehmen Sie das wörtlich. Wer Fantasie hat, kann mit Resin die erstaunlichsten Kunstwerke erschaffen.
boesnerzeitung: Wie setzen Sie Resin in Ihren Arbeiten ein? Welcher Effekt ist Ihnen besonders wichtig?
Stefanie Etter: Ich liebe es, Dinge durch Resin miteinander zu verbinden, auch wenn sie auf den ersten Blick gegensätzlich erscheinen. Kunst fühlen, nicht nur mit dem Verstand und der Seele, sondern auch mit den Händen. Dafür sorgen beispielsweise haptische Strukturen. Dazu dann partiell der extreme Glanz von Resin – das begeistert mich jedes Mal wieder aufs Neue. Resin setze ich auf Malgründen ein und auch auf Objekten wie Tischen. Der für mich wichtigste Effekt ist der Hochglanz.
boesnerzeitung: Wie haben sich Ihre Werke im Laufe der Zeit verändert – und was möchten Sie unbedingt noch machen?
Stefanie Etter: Darf ich mit der Antwort auf die zweite Frage beginnen? Ganz viel. Manchmal glaube ich, in meinem Kopf sitzt eine ganze Ideen-Abteilung. Und die ist viel schneller als ich, sodass ich – oder jemand anders – mich immer mal bremsen muss.
Ich war schon immer jemand, für den es keine technischen Grenzen in der Kunst gegeben hat. „Das macht man so nicht“ existiert in meiner Welt nicht. Gerade in der Kunst sollten wir alle offen und mutig sein. Neues ausprobieren und Dinge miteinander vermischen, wenn wir das wollen. Für mich steht zum Beispiel an, Resin mit Enkaustik zu verbinden. Auch das Thema virtuelle Kunst bin ich angegangen, Stichwort Augmented Reality.
Nun zur ersten Frage. Ein Etter-Werk ist immer als Etter-Werk erkennbar. Trotzdem entwickelt sich meine Kunst. Weil auch ich mich entwickle. Manchmal weiß ich nicht, wer gerade die treibende Kraft ist: ob die Kunst mich antreibt oder ich meine Kunst. Aber ich weiß: Es ist immer richtig, und es fühlt sich immer gut an. Und was ich sehen kann, ist das: Ich bleibe immer ich – und werde gleichzeitig immer noch mehr ich. Das klingt vielleicht komisch. Aber Sie als Künstlerin oder Künstler verstehen sicher gut, was ich meine. Weil Sie das kennen.
Stefanie Etter ist eine wunderbare Künstlerin. Ich habe schon mehrere Kurse bei Ihr gemacht. Resin ist ein ganz tolles Produkt und das arbeiten damit ist lässt die Kreativität nur so fließen. Tolles Interview!!