Schönheit berührt und bewegt die Menschen, stimmt Geist und Seele positiv und kann mitunter ungeahnte Kräfte freisetzen. In der Schönheit liegt die Kraft zu tiefgreifenden Transformationen begründet – davon sind Jan Teunen und Christoph Quarch überzeugt. Dies betonen Kurator und Autor eindrücklich in ihrem schön gestalteten Buch, das jetzt im dreizeichenverlag erschienen ist: „Schönheit rettet die Welt“ will seinen Leser*innen die Augen öffnen, um die Schönheit wieder zum Leben zu erwecken. Das Buch selbst zeichnet sich durch lebendige Gestaltung mit abwechslungsreicher Typografie und vielen hochwertigen Abbildungen aus und wird im Zusammenspiel von Material, Veredelung und Bindung zu einem besonderen Objekt.
Rainer Maria Rilke stellte in seinen Duineser Elegien eine poetische Hypothese auf: Es sei das Schicksal der Welt, unsichtbar zu werden. Dieser Prozess findet nach Christoph Quarch im Inneren des modernen Menschen statt: „Er verlernt es, die lebendige Welt zu gewahren. Er ertaubt für den Anspruch des Seins. Er erblindet für die Schönheit der Natur, die Schönheit der Mitmenschen, die Schönheit in den schönen Dingen.“ Genau hier liege das Problem, denn: „Schönheit ist eine verantwortungsvolle Antwort auf die Krisen der Gegenwart. Sie wird die Welt schonend in die Zukunft führen.“ Spielerisch und nicht belehrend möchte das Buch in seinen Texten teils ungesehene, auch ungeahnte Schönheiten aufs Neue beschwören, illustriert mit zahlreichen, sorgsam ausgewählten Abbildungen und ergänzt mit Zitaten aus berufenem Munde – von den Denkern der Antike über Humanisten und Philosophen bis hin zu zeitgenössischen Unternehmern.
Auf diese Weise soll Fjodor Dostojewskis Idee „Schönheit rettet die Welt“, die dem Buch seinen Titel gab, beileibe kein leeres Versprechen bleiben. „Schönheit nährt nicht nur die Menschenseele. Schönheit ist nicht nur Grund zur Freude“, so Christoph Quarch. „Schönheit wirkt noch mehr. Wo wir zulassen, dass sie in unsere Seele scheint, kann es uns geschehen, dass wir durch sie verwandelt werden.“ Und so widmet sich das Buch nach seinen einleitenden Betrachtungen ausführlich den Erscheinungsformen der Schönheit – in 30 üppig bebilderten Essays, die sich von der Schönheit des Anfangs über diejenige der Welt, ihrer Facetten und ihrer Lebewesen bis hin zur Schönheit des Abschlusses erstrecken. Zwei Gastbeiträge aus der Feder von Michele de Lucchi und Hajo Eickhoff beschäftigen sich im Anschluss mit der Schönheit der Architektur und der Schönheit der Möbel, denn:
„Wer an die rettende Kraft der Schönheit glaubt und den Sinn für die Schönheit seiner Zeitgenossen stärken möchte, tut gut daran, im Nahraum zu beginnen.“
Kurator und Autoren
Prof. Jan Teunen (*1950) ist Cultural Capital Producer. Als Geschäftsführer der Teunen Konzepte GmbH unterstützt er Unternehmen darin, ihr kulturelles Kapital und ihre Wirtschaftskraft zu mehren. Als Kunstsammler und Bücherliebhaber ist Jan Teunen davon überzeugt, dass Schönheit eine verantwortungsvolle Antwort auf die Krisen der Gegenwart ist. Er ist Kuratoriumsmitglied der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, wo er eine Professur für Designmarketing innehat, und Kuratoriumsmitglied des Beethoven-Hauses in Bonn.
Dr. phil. Christoph Quarch (* 1964) ist Philosoph, Autor und Denkbegleiter. Er berät Unternehmen und möchte als Redner und Dozent Menschen für ein innovatives Denken begeistern, das in der Tradition der europäischen Kultur verwurzelt ist. Seine Philosophie-Kolumne „Der Frühstücks-Quarch“ wird wöchentlich von SWR Aktuell gesendet. Christoph Quarch veranstaltet europaweite Philosophie-Reisen und lehrt an verschiedenen Hochschulen Philosophie, Ethik und Wirtschaftsphilosophie.
Prof. Michele de Lucchi (*1951) ist Designer und Architekt, studierte Architektur in Florenz und lehrte an der Universität Florenz in den 1970er-Jahren Industriedesign. De Lucchi war Mitglied und Mitbegründer der Bewegungen Cavart, Alchimia und Memphis Group; 1988 gründete er das eigene „Studio De Lucchi“, 1998 die Firma „AMDL“ in Mailand und Rom. 2001 wurde er an der Universität Venedig zum Professor der Fakultät Design und Kunst ernannt. Zu seinen bekanntesten Entwürfen zählt die Leuchte „Tolomeo“, die er 1987 für Artemide entwarf.
Dr. phil. Hajo Eickhoff (*1946) ist Kulturberater und Kulturhistoriker. Seine Forschungsschwerpunkte sind der Körper des Menschen, Körperhaltungen, alternative Formen der Büroarbeit und Strukturen der europäischen Kulturentwicklung. Nach einer Autoschlosserlehre besuchte er Ingenieursschule und Abendgymnasium und studierte in Freiburg, Berlin und Aachen Philosophie, Geschichte und Kunstgeschichte.