Als Liebesbeziehung hat ein Journalist einmal das Verhältnis von Peter Holl zu der von ihm bevorzugten Technik der Aquarellmalerei bezeichnet. Nicht ohne Grund, denn aus den Arbeiten des Künstlers ist ein virtuoser Umgang mit den wasserlöslichen Pigmenten abzulesen. Wenn Holl den hellen Papiergrund mit dünnen Farbschichten anfüllt, macht er sich Licht und Transparenz als Grundstoffe des Aquarells zunutze und intensiviert in der Verdichtung das Sichtbare.
Fotovorlagen dienen dem Künstler als Basis seiner Werke. Er fertigt sie in der Regel selbst an, wählt die Motive sorgfältig aus und überträgt sie in einem speziellen Verfahren auf den Bildträger. Dabei geht es ihm nicht darum, die Fotografien möglichst realistisch wiederzugeben. Peter Holl lotet vielmehr die Möglichkeiten der Malerei aus. Überschneidungen oder Interferenzen sind in seinen Werken erwünscht, Nähe und Distanz, Schärfe und Unschärfe gehen darin Hand in Hand. Mal werden Blicke durch eine Scheibe getrübt, mal wirken Fenster scheibenlos oder eine Spiegelung bestimmt das Bildmotiv. Wie Momentaufnahmen scheinen seine Arbeiten einen Augenblick der Transformation abzubilden, in dem Abstraktes neben Konkretem steht, wo Proportionen falsch erscheinen oder Perspektiven verschoben sind.
Figuren, Objekte und Räume stehen in der Malerei von Peter Holl für sich selbst. Sie sind in ihrer Gegenständlichkeit auf den ersten Blick scheinbar einfach zuzuordnen, offenbaren aber bei längerer Betrachtung durch die Art wie sie motivisch umgesetzt werden ein Dazwischen. In seinem Text mit dem Titel „So nah auseinander“ zu einer Werkgruppe des Künstlers fasst Martin Saar diesen Zustand treffend in Worte: „In der Überblendung von zwei Räumen entsteht kein neuer, dritter Raum, sondern nur ein vorläufiger, zerfallender, destabilisierter – und den kann nur die Malerei zeigen.“