Ausstellung

WILLIAM BLAKES UNIVERSUM

Die Hamburger Kunsthalle präsentiert in einer großen Ausstellung das erstaunliche OEuvre des englischen Zeichners, Graphikers und Dichters William Blake (1757–1827), das dieser um 1800 vor dem Hintergrund von Revolution und Krieg in Europa, Sklaverei in den europäischen Kolonien und der Unterdrückung im heimischen Großbritannien schuf.

William Blake (1757–1827) Der Tod auf dem fahlen Pferde (Death on a Pale Horse), um 1800 Feder in Schwarz, grau laviert, Aquarell, 393 x 311 mm The Fitzwilliam Museum, Cambridge © The Fitzwilliam Museum, University of Cambridge

William Blake (1757–1827), Der Tod auf dem fahlen Pferde (Death on a Pale Horse), um 1800 Feder in Schwarz, grau laviert, Aquarell, 393 x 311 mm
The Fitzwilliam Museum, Cambridge © The Fitzwilliam Museum, University of Cambridge

Blakes Arbeiten verknüpfen seine Kritik an der damaligen Welt mit einer Vision von universeller Erlösung. Außerhalb Englands ist sein Werk noch immer wenig bekannt – seine mystischen Bilderwelten und seine düsteren literarischen Arbeiten finden jedoch bis heute Widerhall in der Popkultur. Die Ausstellung setzt Blakes Werk anhand von rund 90 Arbeiten auf Papier in Bezug zu ausgewählten Arbeiten europäischer Zeitgenossen, sodass insgesamt rund 170 Werke zu sehen sein werden. Die Schau zeigt den Künstler zudem als einen wahrhaften Europäer, obwohl Blake Großbritannien nie verließ, und gewinnt damit eine besondere Aktualität. Fast 50 Jahre nach der ersten, von David Bindman kuratierten William-Blake-Schau (1975) an der Hamburger Kunsthalle zeigt das Haus nun die zweite Museumsaus-stellung zu Blakes Werk in Deutschland überhaupt. Erstmals werden jetzt sämtliche Blake-Bestände des Fitzwilliam Museum in Cambridge und das Vermächtnis des bekannten Blake-Sammlers Geoffrey Keynes öffentlich präsentiert.

William Blake (1757–1827) Amerika, eine Prophezeiung (America a Prophecy), Tafel 12, Orc erhebt sich (Plate 12, Orc rises), 1793–1821 Reliefradierung, farbig gedruckt, Handkolorierung, mit Gold gehöht, 304 x 231 mm The Fitzwilliam Museum, Cambridge © The Fitzwilliam Museum, University of Cambridge

William Blake (1757–1827), Amerika, eine Prophezeiung (America a Prophecy), Tafel 12, Orc erhebt sich (Plate 12, Orc rises), 1793–1821 Reliefradierung, farbig gedruckt, Handkolorierung, mit Gold gehöht, 304 x 231 mm
The Fitzwilliam Museum, Cambridge © The Fitzwilliam Museum, University of Cambridge

In drei Kapiteln – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft – illustriert WILLIAM BLAKES UNIVERSUM entscheidende Aspekte der Kunst Blakes von seiner Ausbildung an der Royal Academy of Arts in London, über seine Beschäftigung mit der Antike und der Renaissance bis hin zu seiner Begeisterung für die mystischen Bildwelten der frühen Neuzeit. Das »Universum« im Ausstellungstitel bezieht sich auf die Welten, die Blake in seiner visionären Phantasie erschaffen hat, aber auch auf den umfassenden intellektuellen und künstlerischen Kosmos, in den seine Ideen und Bildfindungen einzuordnen sind. Seine deutschen Zeitgenossen Philipp Otto Runge (1777–1810) und Caspar David Friedrich (1774–1840) kannte er nicht und hat vielleicht nie von ihnen gehört, obwohl schon zu Lebzeiten Blakes eine Verbindung zwischen ihm und der damaligen deutschen Kunst hergestellt wurde. Runge und Friedrich wandten sich wie Blake im Angesicht vernichtender politischer Krisen der bildenden Kunst zu, um die Welt neu zu errichten: Der Romantiker Runge strebte ebenfalls an, die geistige Erneuerung des Menschen in künstlerisch neuartiger Form sichtbar zu machen. Blakes Darstellungen der Reise der Seele vom Gefallen-sein bis zur Erlösung werden zudem mit Werken von Friedrich und von Zeitgenos-sen wie seinem jüngeren Landsmann Samuel Palmer (1805–1881) in Bezug gesetzt, um die künstlerischen Spannungen zwischen individueller, nationaler und universeller Befreiung um 1800 aufzuzeigen.

William Blake (1757–1827) Albion erhebt sich (Glücklicher Tag oder Der Tanz Albions) (Albion Rose (Glad Day or The Dance of Albion), um 1804 Kupferstich, Radierung und Kaltnadel, 255 x 190 mm The British Museum, London © The Trustees of the British Museum, London
William Blake (1757–1827), Albion erhebt sich (Glücklicher Tag oder Der Tanz Albions) (Albion Rose (Glad Day or The Dance of Albion), um 1804 Kupferstich, Radierung und Kaltnadel, 255 x 190 mm The British Museum, London © The Trustees of the British Museum, London
John Linnell (1792–1882) Porträt William Blakes in Hampstead (Portrait of William Blake at Hampstead), ca. 1820 Graphit, 17,9 x 11,5 cm The Fitzwilliam Museum, Cambridge © The Fitzwilliam Museum, University of Cambridge
John Linnell (1792–1882), Porträt William Blakes in Hampstead (Portrait of William Blake at Hampstead), ca. 1820 Graphit, 17,9 x 11,5 cm The Fitzwilliam Museum, Cambridge © The Fitzwilliam Museum, University of Cambridge
Catherine Blake (1762–1831) Wahrscheinlich posthumes Porträt von William Blake als junger Mann (Probably posthumous portrait of William Blake as a young man), um 1830 (?) Graphit, 155 x 104 mm The Fitzwilliam Museum, Cambridge © The Fitzwilliam Museum, University of Cambridge
Catherine Blake (1762–1831), Wahrscheinlich posthumes Porträt von William Blake als junger Mann (Probably posthumous portrait of William Blake as a young man), um 1830 (?) Graphit, 155 x 104 mm The Fitzwilliam Museum, Cambridge © The Fitzwilliam Museum, University of Cambridge
William Blake (1757–1827) Nach Johann Heinrich Füssli (1741– 1825) Satan oder Kopf einer verdammten Seele (Satan or Head of a Damned Soul), um 1789–1790 Kupferstich und Radierung, 473 x 380 mm The Fitzwilliam Museum, Cambridge © The Fitzwilliam Museum, University of Cambridge
William Blake (1757–1827), Nach Johann Heinrich Füssli (1741– 1825) Satan oder Kopf einer verdammten Seele (Satan or Head of a Damned Soul), um 1789–1790 Kupferstich und Radierung, 473 x 380 mm The Fitzwilliam Museum, Cambridge © The Fitzwilliam Museum, University of Cambridge
William Blake (1757–1827) Jerusalem, die Emanation des Riesen Albion (Jerusalem the Emanation of the Giant Albion) Tafel 1, Frontispiz (Plate 1, Frontispiece), 1804–1820 Reliefradierung, teilweise handkoloriert, 375 x 270 mm Privatsammlung © The Fitzwilliam Museum, University of Cambridge
William Blake, (1757–1827) Jerusalem, die Emanation des Riesen Albion (Jerusalem the Emanation of the Giant Albion) Tafel 1, Frontispiz (Plate 1, Frontispiece), 1804–1820 Reliefradierung, teilweise handkoloriert, 375 x 270 mm Privatsammlung © The Fitzwilliam Museum, University of Cambridge
William Blake (1757–1827) Freie Fassung des Laokoon (Free Version of the Laocoön), um 1825 Feder in Grau über Graphit, Aquarell, 537 x 435 mm The Fitzwilliam Museum, Cambridge © The Fitzwilliam Museum, University of Cambridge
William Blake, (1757–1827) Freie Fassung des Laokoon (Free Version of the Laocoön), um 1825 Feder in Grau über Graphit, Aquarell, 537 x 435 mm The Fitzwilliam Museum, Cambridge © The Fitzwilliam Museum, University of Cambridge

Die europäischen Bezüge von Blakes Werk ergeben sich zum einen aus seiner akademischen Ausbildung an der Royal Academy of Arts, die zutiefst antiken und italienischen Vorbildern verpflichtet war. Und zum anderen aus seiner Auseinandersetzung mit der Amerikanischen und der Französischen Revolution. Diese politischen und sozialen Umwälzungen greift Blake in seinen Hauptwerken America a Prophecy (1793–1821) und Europe a Prophecy (1794) auf, in denen er – reich an Symbolik und durchsetzt mit seiner eigenen Mythologie – die Revolutionen als einen Kampf zwischen den Kräften der Freiheit und der Unterdrückung darstellt. Den Konflikt verkörpern mythische Figuren wie »Orc«, der den rebellischen Geist repräsentiert, und »Urizen«, der für das repressive System steht. Seine Texte kombinierte Blake mit bemerkenswerten Illustrationen, die seine visionären Szenen darstellen: Die aufwendig handkolorierten Drucke auf Papier wurden durch eine von Blake selbst erfundene einzigartige Drucktechnik möglich – die Reliefradierung.

William Blake (1757–1827) Europa, eine Prophezeiung, Titelseite (Europe a Prophecy, title page), 1794 Relief- und Weißlinienradierung, koloriert, 30,3 x 23,1 cm The Fitzwilliam Museum, Cambridge © The Fitzwilliam Museum, University of Cambridge

William Blake, (1757–1827) Europa, eine Prophezeiung, Titelseite (Europe a Prophecy, title page), 1794 Relief- und Weißlinienradierung, koloriert, 30,3 x 23,1 cm
The Fitzwilliam Museum, Cambridge © The Fitzwilliam Museum, University of Cambridge

Die Schau ist eine Kooperation der Hamburger Kunsthalle mit dem Fitzwilliam Museum, University of Cambridge. Sie knüpft an den Zyklus »Kunst um 1800« des ehemaligen Kunsthallendirektors Werner Hofmann an. In Hamburg war schon 1811 der erste biographische Beitrag zu William Blake in der von Friedrich Perthes herausgegebenen kritischen Zeitschrift »Vaterländisches Museum«, verfasst von dem englischen Journalisten Henry Crabb Robinson, erschienen. Die Hansestadt kann sich mit der aktuellen Ausstellung somit mit Recht als ein Zentrum der Präsentation des Werkes von William Blake auf dem Kontinent bezeichnen.

William Blake (1757–1827) Europa, eine Prophezeiung, Frontispiz – Urizen (Europe a Prophecy, frontispice – Urizen), 1794 Relief- und Weißlinienradierung, koloriert, 30,3 x 23,1 cm The Fitzwilliam Museum, Cambridge © The Fitzwilliam Museum, University of Cambridge

William Blake (1757–1827), Europa, eine Prophezeiung, Frontispiz – Urizen (Europe a Prophecy, frontispice – Urizen), 1794 Relief- und Weißlinienradierung, koloriert, 30,3 x 23,1 cm
The Fitzwilliam Museum, Cambridge © The Fitzwilliam Museum, University of Cambridge


Ausstellung
William Blakes Universum

Laufzeit
bis 8. September 2024

Ort
Hamburger Kunsthalle
Glockengießerwall 5
20095 Hamburg

Tel. +49(0)40-428131-200 (werktags 10-16 Uhr)

Öffnungszeiten
Dienstag–Sonntag
10 – 18 Uhr

Donnerstag
 10 – 21 Uhr

Katalog
Der Ausstellungskatalog (380 Seiten, Hatje Cantz Verlag) ist zum Preis von 39 Euro im Museumsshop oder über www.freunde-der-kunsthalle.de zum Buchhandelspreis von 54 Euro erhältlich.

Website zur Ausstellung
www.hamburger-kunsthalle.de

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Profile

Die drei nahe der Alster gelegenen, markanten Gebäude der Hamburger Kunsthalle beherbergen eine der wichtigsten öffentlichen Kunstsammlungen Deutschlands. Die Kunsthalle ist eines der wenigen Häuser, die einen Rundgang durch acht  Jahrhunderte Kunstgeschichte ermöglichen. Sie ist ein exzellenter Ort, um Zusammenhänge zu entdecken und neue, überraschende Einblicke zu gewinnen. In der Präsentation der renommierten Sammlungsbestände und Wechselausstellungen werden die Entwicklungen der Kunst vom Mittelalter bis heute gezeigt.

Bild:
Außenansicht des neu erschlossenen Eingangsportals der Hamburger Kunsthalle © Hamburger Kunsthalle | Foto: Ralf Suerbaum

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