Üppige Blüten in einer schlichten Vase, inszeniert vor einem zurückhaltenden Hintergrund – ein Blumenstillleben, modern im Ausdruck und gar nicht angestaubt. Ein Geheimnis seiner Wirkung liegt in der Verbindung der Ölpastell-Zeichnung, die schnell und spontan Form und Farbe skizziert, mit dem Malerischen, ausgeführt mit Farbe und Pinsel.
Als Untergrund dient eine Gesso-Malplatte mit ihrer fein geschliffenen, glatten Oberfläche, die sich als ein idealer Grund für die Skizze erweist: Auf dem glatten, leicht saugenden Grund gleiten die Stifte flüssig und geschmeidig, ohne zu viel Abrieb zu produzieren, die Farben stehen leuchtend auf dem Weiß, das hier und da auch in die Zeichnung integriert wird.
Die Ölpastelle erlauben eine schnelle Farbfestlegung, ohne Farben zu mischen oder die Pinsel wechseln zu müssen. Das skizzenhafte Arbeiten erfasst direkt, was dargestellt werden soll – und gibt dem Stillleben eine gewisse Leichtigkeit und Spontaneität. Nicht das sorgfältig nach der Natur gemalte Blütenblatt steht im Fokus, sondern vielmehr die Form und Empfindung der runden, gefüllten Ranunkelblüten auf hohem Stiel. Der Hintergrund gibt dem Blumenarrangement Halt und Form, wie insbesondere an den weißen Blütenköpfen zu erkennen ist, die direkt aus der Grundierung herausgearbeitet werden.
Im nächsten Schritt werden die Striche des Ölpastells mit dem Pinsel, ein wenig Balsamterpentin und etwas Leinöl partienweise vermalt – und der zeichnerische Duktus wandelt sich spürbar. Die Ölfarbe schafft schließlich eine farbliche Homogenisierung, schließt Zwischenräume und akzentuiert. Sie setzt dort ein, wo die Grenzen der Zeichnung erreicht sind, und gibt dem Sujet Volumen und Körper. Die Farbe kann lasierend oder deckend eingesetzt werden und schöpft aus dem Potenzial der Farbmischungen, mit dünnen Lasuren, mit Lichtern in den Höhungen und Schatten in den Tiefen. Auch der Hintergrund und weniger prominente Partien – wie z.B. die Blumenvase – werden farblich vereinheitlicht.
Dieses Beispiel zeigt zudem, wie Ölfarbe auch nicht passenden oder alten Bilderrahmen zu neuer Wirkung verhelfen kann. Auf den ehemals dunkelbraunen Rahmen wurde mehrschichtig schlichte Leimfarbe in Grau aufgetragen. Dieser saugfähige Untergrund wurde dann mit Ölfarbe und Öllasur in grobem Auftrag übermalt, einige Partien wieder mit dem Mallappen ausgerieben. Der stark saugende Untergrund aus Kreide und Leim nimmt das Öl nahezu restlos auf und lässt die Oberfläche in kurzer Zeit matt abbinden.
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