Anlässlich der Anerkennung traditioneller, künstlerischer Drucktechniken als immaterielles Kulturerbe durch die UNESCO-Kommission, ruft der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) zum 2. Tag der Druckkunst auf.
Gedruckte Text- und Bildmedien sind seit über 500 Jahren Teil der europäischen Kultur und Wissensgesellschaft. Gutenbergs Entwicklung der beweglichen Letter um 1450 begründete den Hochdruck und ermöglichte erstmals die Weitergabe von Wissen an viele Menschen. Ab 1500 bis zum Ende des 18. Jahrhunderts waren der Kupfertiefdruck und der Hochdruck die einzigen Medien zur Verbreitung bildlicher Darstellungen. Ergänzt wurden sie ab 1800 durch den Steindruck und ab 1850 durch den Lichtdruck als neue Flachdruckverfahren, mit denen auch mehrfarbige Reproduktionen möglich wurden. Um 1900 kam das Durchdruckverfahren des Siebdrucks mit seitenrichtiger Vorlage auf. Alle anderen Verfahren basieren auf einer manuell hergestellten, seitenverkehrten Druckvorlage. Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte unter Beibehaltung der Grundprinzipien der Übergang von der Handwerkstechnik zum industriellen Druck. Die Handpressen wurden von den Druckmaschinen verdrängt. Die Künstlergruppe „Die Brücke“ um 1910 oder die Collagenkunst des „Dada“ um 1920 sind zweifellos Höhepunkt der künstlerischen Auseinandersetzung mit Drucktechniken. Damit konnte erstmals eine Demokratisierung der Kunst einsetzen, denn durch die Auflagen sank der Preis und der Kundenkreis für Kunst wurde größer. Mit der Einführung des Offsetdrucks und des Fotosatzes in den 1960er-Jahren sowie der Umstellung von der manuellen auf die computerbasierte Herstellung von Druckvorlagen in den 1990er-Jahren kam es zu einer endgültigen Trennung zwischen manuell-künstlerischen und rein industriell gefertigten Drucksachen (Quelle: Museum für Druckkunst Leipzig).
Heute werden traditionelle, künstlerische Drucktechniken vor allem von bildenden Künstlern/innen gepflegt. Von den 60.000 bei der Künstlersozialkasse gemeldeten Künstlern/innen in Deutschland waren auf Basis einer Umfrage des BBK im Jahr 2014 rund 20.000 druckgrafisch tätig. Viele von ihnen besitzen Druckmaschinen, mit denen sie nicht nur eigene druckgrafische Werke anfertigen, sondern auch Technik und Wissen in Form von Workshops, Symposien, Kursen und Weiterbildungen vermitteln, oft in Kooperation mit Museen, Vereinen, Schulen, Kunst- und Fachhochschulen, Volkshochschulen und Druckwerkstätten.
Seit dem 15. März 2018 sind diese Drucktechniken von der UNESCO offiziell als Immaterielles Kulturerbe anerkannt – der BBK-Bundesverband ruft deshalb seit 2019 zum „Tag der Druckkunst“ auf: Künstler*innen, Druckwerkstätten, Museen, Galerien und viele andere Akteure öffnen vor Ort ihre Ateliers und Häuser, um traditionelle Drucktechniken zu vermitteln, Druckkunst zu präsentieren und Formen innovativer Weiterentwicklung zu zeigen.
Beiträge zum Thema Druckkunst auf dem boesner Kunstportal:
Auf einen Blick
Tag der Druckkunst am 15. März 2020
Veranstaltungen zum Tag der Druckkunst: interaktive Deutschlandkarte
Website: tag-der-druckkunst.de
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