Die orangebraune Farbe von Rost auf altem Eisen oder das matte Grün eines Kupferdaches inspirieren Künstler immer wieder. Korrosionsprozesse werden spätestens seit dem Ende des 20. Jahrhunderts als ästhetisch erwünschtes Phänomen in der bildenden Kunst betrachtet. Für die Anerkennung des „Materials“ Rost stehen Künstler wie Jean Tinguely, Richard Serra oder Donald Judd.
In der Natur entstehen Rost- und Patinaeffekte nur sehr langsam, mit Oxido lassen sie sich durch das Zusammenwirken von streichbaren Metallgrundierungen und Oxidationslösungen in kürzester Zeit auf nahezu jeder Oberfläche erzeugen. Das erste Komplettsystem für die Metalloxidation ist eine Entwicklung aus dem Hause boesner und wurde von Jochen Schmelzer (Geschäftsführer boesner Frankfurt und Mutterstadt) und Dr. Christoph Schmelzer (Geschäftsführer boesner Perl, Saarbrücken und Trier) in enger Zusammenarbeit mit dem Hersteller realisiert.
Rostige Steine und korrodiertes Papier?
Mit Oxido erobert Rost auch ganz andere Trägermaterialien wie z.B. Papier, Pappe, Holz, Glas, Beton oder Stein. Die künstlichen Alterungsspuren lassen sich hervorragend in der gegenständlichen wie in der abstrakten Malerei einsetzen. Dabei sind die Möglichkeiten zur Erzeugung von Patina vielfältig. Spannende Ergebnisse entstehen beispielsweise durch die Verwendung der Oxido-Produktreihe in Verbindung mit Eisenpulver, Marmormehl, Schlagmetallen, Blattgold oder Pigmenten. Die Oxidation selbst lässt sich nur bedingt steuern, hier liegt der Reiz im Experimentieren …
Eine Oxidationsarbeit erfolgt im Wesentlichen in vier Schritten: Grundierung bzw. Vorbereitung des Untergrundes, Auftrag des Metallgrundes, Oxidation/Patinierung und abschließend Fixierung oder Versiegelung. Im ersten Schritt sollte der Untergrund für eine Haftung von acrylbasierten Produkten vorbereitet werden, es sei denn, eine Abplatzung oder Beschädigung ist ausdrücklich gewünscht.
Erster Schritt: Grundlagen schaffen
Bereits in diesem frühen Stadium der Bild- und Objektgestaltung sind einige Hinweise zur Untergrundbehandlung für die spätere Gestaltung und Planung wichtig: Je glatter und weniger saugend der Untergrund, desto intensiver wird die spätere Oxidation. Im Gegensatz dazu ermöglichen saugende Effekte, die z.B. durch Kreide-Einstreuungen, Collagen von Stoffen, Papieren und Geweben oder die Verwendung verschiedener Grundierungen entstehen, schwächere und farblich dunklere Oxidationen. Auch die Einstreuung von Oxido Eisenpulver kann in diesem Arbeitsschritt bereits eine interessante Effektbasis für die Oxidation sein. Zur Vorbereitung des Malgrundes kommen unterschiedliche Materialien zum Einsatz. Für Papiere, Textilien und Leinwände eignen sich beispielsweise Guardi Gesso, Guardi Grundierweiß, boesner Medium, boesner Acrylfarbe oder der boesner Universal Haftprimer. Letzterer ist auch für Holzuntergründe wie z.B. die Casani Malkörper und die Briolet Galerie- und Wandsockel die optimale Grundierung. Holz sollte übrigens immer beidseitig grundiert werden, um die Verzugsgefahr zu minimieren. Bei der Verwendung von Metallplatten als Malgrund ist eine vorherige Reinigung und Entfettung mit Aceton wichtig. Soll die Metallplatte nicht mehr selbst reagieren oder sollen Teile der behandelten Oberfläche später im Rohzustand ohne weitere Veränderung sichtbar sein, empfiehlt sich der Auftrag von Oxido Metallschutzlack. Styropor kann mit Polystyrol Primer aus der Montana-Sprühserie vorbereitet werden. Polyester und Acrylglas lassen sich, im Anschluss an die Reinigung des Untergrundes mit Wasser und Spülmittel, mit Montana Grundierspray für Plastik auf die Anwendung von Oxido vorbereiten. Auf gereinigten und fettfreien Glasoberflächen funktioniert ebenfalls der boesner Universal Haftprimer sehr gut. Für Beton, Gips, Ton und Keramik eignen sich Oxido Wetterschutzimprägnierung, Lascaux Hydro-Grund (bei Beton, Gips und Keramik ohne Glasur) oder der bewährte boesner Universal Haftprimer.
Zweiter Schritt: Eisen, Kupfer, Silber oder Gold …
Nach der Vorbereitung des Untergrundes und ausreichender Trocknungszeit kann nun die Oxido Metallgrundierung, verfügbar in Eisen, Kupfer, Silber, Gold und Dukatengold, aufgetragen werden. Diese verhält sich in ihren Eigenschaften ähnlich wie eine Acrylfarbe, lediglich die enthaltenen Metalleinstreuungen reagieren mit dem späteren Oxidationsmittel. Vor der Verwendung sorgt kräftiges Schütteln dafür, dass die Einstreuungen in der Farbe gleichmäßig verteilt werden. Durch die Art des Farbauftrags, beispielsweise mit dem Pinsel, der Farbrolle oder einem Spachtel, ergeben sich Unterschiede in der Oxidation. Generell gilt: Je mehr Farbaufträge, desto intensiver die chemische Reaktion. Ist die Metallgrundierung für die jeweilige Anwendung zu pastos oder soll ein lasierender Auftrag erfolgen, kann die Metallgrundierung mit destilliertem Wasser verdünnt, vermischt oder aufgeschüttelt werden. Bei der zeitlichen Planung des Grundierungsauftrags sollte berücksichtigt werden, dass die besten Oxidationsergebnisse durch Auftrag der verschiedenen Oxidationsmittel auf die noch leicht feuchte Metallgrundierung entstehen. Generell handelt es sich bei der Metallgrundierung um eine Art Acrylfarbe, die sich auch in Ihren Eigenschaften ähnlich verhält, lediglich die enthaltenen Metalleinstreuungen reagieren mit dem späteren Oxidationsmittel.
TIPP
Die boesner Oxido-Produktreihe eignet sich hervorragend zum Experimentieren, beispielweise durch die Kombination des Metallgrundauftrages mit Materialien wie Oxido Eisenpulver, Quarzsand, Pigmente, Stoffe und Papiere, Schlagmetalle und Blattgold, etc. Für interessante Oxidationseffekte lassen sich auch die unterschiedlichen Malgründe untereinander mischen.
Dritter Schritt: Der Oxidationsprozess beginnt
Mit dem mehrfachen Auftrag des Oxidationsmediums wird der Reaktionsprozess in Gang gesetzt. Abhängig vom gewählten Medium und dem verwendeten Metallgrund (jedes Oxidationsmedium ist für alle Oxido Metallgrundierungen geeignet), reicht das Spektrum der Reaktionseffekte von Grünspan- und Rostbildung in Dunkelbraun über türkis- und weißgrüne Oxidationsfarben bis hin zu blaugrünen Rosttönen. Temperatur und Licht spielen beim Oxidationsvorgang eine maßgebliche Rolle: je dunkler und kälter, desto dunkler und schwächer die Oxidationswirkung. Entscheidend ist, dass der Oxidationsprozess nur so lange andauert, wie Feuchtigkeit auf der Oberfläche für die Reaktion vorhanden ist. Daher sollte, wenn möglich und gewollt, der Oxidationsgegenstand nach dem Auftrag des Mediums mit Folie oder mit in Medium getränkten Tüchern bedeckt werden. Bei senkrechten Flächen kann das sich auf dem Boden oder einer Folie sammelnde Medium immer wieder mit einer Rolle neu aufgetragen werden, sodass die Fläche gut durchfeuchtet bleibt. Um zu verhindern, das bei erneutem Auftrag des Oxidationsmittels die bereits erfolgten Reaktionen nicht vom Pinselauftrag verwischt werden, empfiehlt sich ein Auftrag mittels Sprayflasche. Auch Schaumstoffrollen liefern interessante Effekte. Beim Erstauftrag dauert es meist 30 – 60 Minuten, bis erste Oxidationsreaktionen sichtbar sind. Es lohnt sich, einzelne Experimente auch mal über Nacht liegen zu lassen. Falls Ihnen die Oxidation in ihrem Farbeffekt ausreicht, kann die Reaktion gestoppt werden, indem die Oberfläche mit einem Föhn möglichst schnell getrocknet wird, denn ohne Restfeuchtigkeit findet auch keine Oxidation mehr statt.
TIPP
Oxidationslösungen können partiell gemischt oder kombiniert werden. Weitere Experimentiermöglichkeiten: Pfützen auf der Oberfläche stehen lassen, einzelne Teile abdecken, Salz oder destilliertes Wasser zur Verdünnung nutzen, Tinten und Tuschen hinzugeben, Metallgrundierung und Oxidationsmedium vor dem Auftrag mischen …
Vierter Schritt: Fixieren und Versiegeln
Wird das Bild oder Objekt im Innenbereich ohne Nutzung und Abrieb ausgestellt oder verwendet, ist eine Fixierung oder Versiegelung nicht unbedingt notwendig. Entscheidet man sich für die abschließende Fixierung, sollte die letzte Oxidation mindestens 48 Stunden durchgetrocknet sein. Jede Fixierung ergibt leichte Farbänderungen in der Oxidation, verhindert aber möglichen Abrieb beim Anfassen oder weitere Reaktion durch Veränderungen des Raumklimas. Für den Außenbereich ist eine Versiegelung die resistentere und bessere Wahl.
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