Sie war ein bevorzugtes Medium Marc Chagalls, diente bereits Raffael und Tizian für Studien und Entwürfe, und auch Henri Matisse nutzte sie in seinem Spätwerk,um die Bögen für seine Papierschnitte zu färben: Gouache ist aus der Geschichte der Kunst kaum wegzudenken. Mit diesen wenigen Beispielen sind auch die Vorzüge umrissen, die Gouachefarben bieten – als ideales Material für spontane Entwürfe und Improvisationen, hervorragend geeignet für dekorative Bereiche und besonders ausdrucksstark in ihren matten, schier unendlichen Farbvarianten.
Der französische Name Gouache, der auch zur Bezeichnung „Guasch“ eingedeutscht wurde, leitet sich aus dem italienischen Begriff „guazzo“ (Lache, Pfütze) und dem lateinischen Wort „aquatio“ (das Wasserholen) ab. Gouache bezeichnet nach Kurt Wehlte ein „Farbmaterial, welches trotz seiner deckenden Eigenschaften wässrig vermalt werden soll. Damit ist Entscheidendes über seine stoffliche Wirkung ausgesagt, geben doch wässrige Bindemittel […] infolge ihres geringen Lichtbrechungsvermögens nach dem Trocknen der Malerei einen Oberflächeneffekt, welcher optisch einer Pastellmalerei sehr nahekommt.“
Nur wenige Zutaten werden benötigt, um Gouachefarben selbst herzustellen. Dabei hat das Ausprobieren und Experimentieren einen besonderen Stellenwert: Je nach Wasser-, Kreide- und Pigmentanteil verhält sich das Medium in Konsistenz und Haptik verschieden, hellt beim Trocknen in der Farbigkeit unterschiedlich auf und bietet sich je nach Auftrag für die verschiedensten Malgründe an. Wir zeigen, wie Gouachefarben selbst hergestellt werden können.
Zutaten
Wasser
Champagnerkreide
Hasenleim-Granulat
Pigmente
Rührstäbe, Pinsel
Für jede Farbe ein Gefäß, vorzugsweise mit gut schließendem Deckel, bereithalten. Nicht verschließbare Gefäße sollten zur Aufbewahrung über mehrere Tage mit Frischhaltefolie abgedeckt werden.
Zuvor: Leim zubereiten
Vor der Zubereitung der Gouachefarben Leim in kaltem Wasser etwa 1–2 Stunden quellen lassen, dann im elektrischen Leimkocher oder im Wasserbad erwärmen, bis keine Klümpchen oder Verdickungen mehr erkennbar sind. (Dies ist eine traditionelle Rezeptur. Heute verwendet man in der Regel Gummiarabikum als Bindemittel.)
Gouache – so wird’s gemacht
Die Champagnerkreide mit Wasser ansetzen. Wenn sich die Kreide am Boden des Mischgefäßes abgesetzt hat, überstehendes Wasser abgießen (1–3).
Eine kleine Menge Pigment in ein Gefäß geben (4), mit wenig gut warmem Wasser ansetzen und umrühren (5–6). Im Anschluss sollten sich die Pigmente etwas absetzen können – dies hilft, das Verhältnis von Wasser und Pigment einschätzen und ggfs. korrigieren zu können (7).
Nun langsam und in kleinen Mengen den warmen, gelösten Leim hinzufügen und gut umrühren (8–9). Ebenfalls in kleinen Mengen Kreide hinzufügen und wieder gut verrühren (10–11). Die Gouachefarbe ist fertig. Die Farbe sollte in ihrer Konsistenz zwar flüssig, jedoch nicht wässrig sein. Wenn sie deutlich zu dickflüssig ist, jetzt noch ein wenig Wasser hinzufügen.
Das individuell beste Verhältnis von Kreide, die gleichzeitig Weißpigment und Füllstoff ist, von Pigment (Farbwirkung), Wasser (Konsistenz) und Leim (Bindung) ergibt sich erst in der Anwendung. Sind die Resultate nicht zufriedenstellend, können Farbton und Konsistenz durch erneute Zugabe von Bestandteilen noch verändert werden. Um die richtigen Mengenanteile herauszufinden, lohnt sich eine gewisse Experimentierfreude. Aufstrichproben (12–13) sollten am besten direkt auf dem gewünschten Malgrund durchgeführt werden. Nach dem Trocknen wird schnell deutlich, ob die Farbe evtl. zu starr ist und reißt bzw. bricht (also zu viel Bindemittel Leim enthält) oder aber zu pulvrig ist und abreibt, also Leim hinzugefügt werden muss. Sie sollte weder rieseln noch pudern (Fingerprobe; dies ist ein Hinweis auf zu viel Kreide), obgleich sie immer einen leicht pudrigen Charakter behält.
Es gilt zu beachten, dass die Farbwirkung der feuchten Gouache nicht dem endgültigen Charakter der getrockneten Farbe entspricht. Gouache trocknet durch ihren Kreideanteil sehr viel heller auf. Die Farbaussage hängt natürlich von der Menge und der Mischung der verwendeten Pigmente ab.
Gouachefarben eignen sich für viele Untergründe – von der kleinen grundierten Leinwand bis zur ganzen Wand. Bei pastosem Auftrag ist die Farbe leicht spröde, daher eignet sie sich dann nur für Untergründe, die wenig bis gar nicht flexibel sind, z.B. straff aufgespannte Gewebe, Holztafeln, Malpappen, Casani oder Ulmer Malgrund, die vorgrundiert werden sollten (z.B. mit Gesso). Klassisch für den dünneren Farbauftrag sind die flexiblen Bildträger Papier und Karton (für kleine Formate).
Die selbst hergestellte Gouache bietet viele Freiheiten: Abseits von Standard-Farbtönen kann jeder gewünschte Farbton gemischt werden. In Konsistenz und Anspruch ist sie Studienqualitäten vergleichbar, jedoch mit einem entscheidenden Unterschied: Die Haltbarkeit einer selbstgemachten Gouache ist – nicht zuletzt durch die Verwendung von Leim – begrenzt. Die durchschnittliche Haltbarkeit bei kühler Umgebungstemperatur beträgt etwa eine Woche, abgedeckt im Kühlschrank gelagert auch länger.
Tipp
Die Farbe kann beim Erkalten gelieren, daher während des Malens einen Topf oder eine Schüssel mit heißem Wasser bereithalten, um die Farbe ggfs. im Wasserbad ein wenig anzuwärmen.
Kommentare sind geschlossen.