Natürlich werden zahlreiche bespannte Keilrahmen und Gewebe schon grundiert angeboten. Baumwoll- und Leinengewebe lassen sich jedoch ebenso gut selbst grundieren: Man braucht nur einige Zutaten und wenige Hilfsmittel, um einen perfekten Kreidegrund herzustellen.
Beim hier vorgestellten Kreidegrund handelt es sich um einen klassischen, saugfähigen Malgrund. Die durch Zinkweiß und Champagnerkreide strahlend weiße Grundierung glättet den Bildträger und reflektiert optimal die Farben. Für eine matte, nicht glänzende Ölmalerei ist der Kreidegrund ideal, da er überschüssige Ölanteile absorbiert. Aber auch Tempera oder Gouache stehen hervorragend auf diesem Malgrund, denn die eher wässrigen Anteile werden schnell absorbiert und die Ergebnisse sind ebenfalls matt und leicht pudrig. Bei allen Kreidegründen gilt zu beachten, dass sie vergleichsweise spröde sind. Daher kann ein Wechsel des Gewebes bzw. ein Abnehmen vom Keilrahmen (z.B. zur Aufbewahrung) mit Risiken verbunden sein, da die Grundierung brechen bzw. bröckeln könnte.
Zutaten
1 l Wasser (davon ¼ l für die Alaunlösung)
60–70 g Hasenhautleim (Granulat)
5 g Alaun (Apotheke)
1 Teil Champagnerkreide (beliebiges Hohlmaß, z. B. leere Konservendose)
1 Teil Zinkweiß
(Für sehr große Formate muss die Menge ggfs. angepasst werden)
Werkzeuge und Gerätschaften
Die verwendeten Gerätschaften sollten sauber sein (1). Benötigt werden Waage, Flachpinsel, ggfs. Spachtel mit abgerundeten Ecken (2), Mischbecher oder -glas für die Alaunlösung, Rührlöffel, Schneebesen, Rührstab oder -löffel. Optimal zum Lösen des Leims ist ein elektrischer Leimkocher (3), ein normales Wasserbad mit Einsatz funktioniert aber ebenso. Der Kreidegrund lässt sich gut in einem Topf zubereiten (4).
Kreidegrund Schritt für Schritt
Kreidegrund besteht aus einer Leimlösung, der Weißpigment und Kreide zugesetzt werden. Die Leimlösung dient auch zur Vorbehandlung der Leinwand. Trocknungszeiten zwischen den verschiedenen Grundierungsschritten sollten bei der Planung unbedingt einkalkuliert werden.
Grundlage für die Leimlösung sind 60–70 g Hasenleim-Granulat (5). Separat für die Herstellung der Alaunlösung ¼ Liter Wasser abmessen, darin 5 g Alaun lösen (6–7) und beiseite stellen. Sollte sich der Alaun nicht auflösen, die Flüssigkeit leicht erwärmen.
Das Leim-Granulat im in ¾ Liter kaltem Wasser vorquellen lassen und dabei ab und zu umrühren. Der Quellvorgang dauert ca. eine bis zwei Stunden, bei grober Körnung auch länger. Wenn die Masse gleichmäßig gequollen ist, den Leim erhitzen. Der elektrische Leimtopf garantiert dabei eine gleichmäßige Temperatur (8), jedoch Vorsicht beim Wasserbad: Der Leim darf niemals kochen! Wenn sich das Leimgranulat aufzulösen beginnt, wird die Alaunlösung unter Rühren hinzugefügt (9). Der Leim ist fertig, wenn keine Klümpchen oder Verdickungen mehr zu sehen sind.
Nun den Behälter aus dem elektrischen Leimkocher bzw. den Einsatz aus dem Wasserbad nehmen, damit der Leim vor der Verwendung ein wenig abkühlen kann – jedoch sollte er nicht kalt werden, da er dann geliert. Er wird zur Vorleimung auf das aufgespannte Gewebe gestrichen, um das spätere Durchschlagen des Kreidegrundes zu verhindern (s. 14, 16, 18).
Für den Kreidegrund zunächst die Pigment-Kreide-Mischung zubereiten: Zinkweiß und Champagnerkreide zu gleichen Teilen abmessen (10) und trocken im Mischgefäß verrühren (11), z.B. mit einem Schneebesen. Anschließend nach und nach Leimlösung in kleinen Mengen zufügen, dabei gut rühren, damit keine Klumpen entstehen (12). Sobald eine schwer vom Löffel tropfende, homogene Masse entstanden ist, ist der Kreidegrund fertig (13).
Mit diesem Kreidegrund lassen sich Baumwoll- und Flachsgewebe grundieren. Alle Gewebe müssen zur Vorbereitung fachgerecht auf Keilrahmen gespannt und sorgfältig vorgeleimt werden. Baumwollgewebe wird vergleichsweise locker auf den Keilrahmen gespannt (14). Die leicht abgekühlte Leimlösung wird mit einem breiten Borsten-Flachpinsel in senkrechten Strichen aufgetragen (15). Beim Trocknen zieht sich das Gewebe zusammen, bis es schließlich straff gespannt ist. Das vorgeleimte Gewebe muss gut durchtrocknen, bevor der Kreidegrund aufgetragen wird.
Sollte das Gewebe sehr locker gewebt und offenporig sein, empfiehlt sich der Auftrag des Leims in erkaltetem Zustand. Hierzu wird der liegende, bespannte Keilrahmen mit der gelierten Leimmasse und einem breiten Spachtel mit abgerundeten Ecken abgezogen (16). Flachsgewebe wird in der Regel etwas straffer aufgespannt und mit Leimlösung bestrichen (17).
Nach dem Trocknen der Vorleimung wird die Grundierung aufgetragen: Den Kreidegrund in zwei, unter Umständen auch mehreren Schichten erst in senkrechter, dann in waagerechter Richtung dünn aufstreichen (18). Für jede Schicht muss eine Trocknungszeit von etwa 2 bis 5 Stunden einkalkuliert werden – vor dem nächsten Auftrag also unbedingt prüfen, ob die Grundierung durchgetrocknet ist. Das Gewebe sollte gleichmäßig grundiert, seine Struktur aber noch erkennbar sein (19).
Flachsgewebe wird (nach dem Trocknen der Vorleimung) ebenfalls mit dem Flachpinsel in mindestens zwei Schichten senkrecht und waagerecht bestrichen, s. u. (20). Wer einen sehr glatten bzw. feinen Malgrund bevorzugt, kann ihn nach dem Durchtrocknen noch mit Schleifpapier glätten.
Restliche Grundiermasse mit Folie abdecken, um ein Austrocknen zu verhindern. Zur erneuten Verwendung wird die Masse durch Erwärmen im Wasserbad wieder streichfähig. Da sich der Leim nach ein paar Tagen – je nach Außentemperatur – zersetzt, ist die Haltbarkeit der Grundiermasse begrenzt.
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