Frank Brauer schneidet Stempel aus dem Factis Vinyl-Print-Block
Schon seit meiner Kindheit faszinieren mich Stempel in jeder Form. Auf Briefumschlägen, im Reisepass, als Ex-Libris-Stempel oder als Stilmittel in einer künstlerischen Grafik – gerade der anscheinend zufällige, changierende Druck interessierte mich und schon früh begann ich, Stempel zu sammeln und Stempel zu schneiden. Mit einem Buch des Zeichners und Grafikers Saul Steinberg war es dann endgültig um mich geschehen …
Natürlich kommt man vom einfachen Stempel schnell zu künstlerischer Originalgrafik und es folgte eine lange Beschäftigung mit Linol- und Holzschnitt. Doch die Stempel haben mich immer begleitet. Ein Rückblick in die „Stempel-Hochphasen“ von Dadaismus bis Fluxus und bei bekannten Künstlern wie Beuys und Polke zeigt die Möglichkeiten, künstlerische Ideen auf diese Weise zu transportieren. Wesentlich öfter sind Stempel natürlich in der angewandten Grafik und Illustration zu finden und erleben gerade in Zeiten von Handlettering und Scrapbooking eine kleine Renaissance. Bei den vielen aktuellen Fachbüchern zu diesen Themen lag es nahe, auch selbst mal wieder einen Stempel zu schneiden. Nun bin ich wieder dieser Technik verfallen.
Um Grafiken mit Stempeln zu gestalten, hat man grundsätzlich drei Möglichkeiten:
- Alte und neue fertige Stempel und Stempelsets
- Stempel nach eigenen Entwürfen herstellen lassen
- Stempelmotive selbst entwerfen und schneiden
Ich schneide das Hauptmotiv oft selbst und ergänze dieses dann mit fertigen Stempeln aus meiner Sammlung. Signets mit kleinen Schriften und feineren, filigraneren Motiven lasse ich mir auch gerne beim Stempelmacher herstellen. Das Schneiden von Stempeln ist eine schnelle und einfache Technik: Nach dem Übertragen des Motivs auf den Factis-Printblock (… mit Saral-Papier) wird dieses mit Linolschnitt-Messern geschnitten. Um Festigkeit zu erzielen, klebe ich den Block dann auf ein Stück KAPA-Fix oder auf eine MDF-Platte, nutze bei kleineren Motiven aber auch gerne Stempel-Rohlinge aus Holz. Als Papier verwende ich oft die boesner de geerts-Karten (leichte Textur). Für besondere Arbeiten gönne ich mir auch mal einen Bogen Fabriano 640 g/m² Satiné. Als Farben kommen alle handelsüblichen Stempelfarben, aber auch Hochdruckfarben auf Wasserbasis infrage.
Hat man einmal die Mühe investiert, den Stempel zu schneiden, lässt sich dieser in vielen neuen Kombinationen und mit unterschiedlichen Farbtönen verwenden. Dies macht für mich den Reiz aus. Man druckt nicht das eine große Werk, sondern fertigt einzelne Motive an, aus denen dann collagenhaft ein komplexes Ganzes entsteht. Im Gegensatz zu den klassischen Hochdrucktechniken (Papier wird auf den Druckstock gepresst), kann man sich frei auf dem Bildträger bewegen …denn man stempelt ja von oben auf das Papier.
Illustration, angewandte Grafik für alle Zwecke, aber auch künstlerische Ideen und komplexe Bildinhalte können auf diese Weise umgesetzt werden. Der Vorteil: Man kann auch Umschläge, Skizzenbücher und Kartons bedrucken … Nach der langen Zeit mit den klassischen Hochdrucktechniken habe ich eine fast kindliche Freude an dieser – sehr einfachen – grafischen Ausdrucksmöglichkeit und die Druckpresse wird noch eine Weile unbenutzt bleiben.
Deshalb: Zurück zum Stempel!
Frank Brauer (Luigi)
…lebt und arbeitet in Freiburg i.Br.
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