Kirsten Krüger arbeitet mit Papiermaché
Seit Jahren erforsche ich in meinen plastischen Arbeiten das Material Papiermaché. Für die Herstellung der plastischen Masse experimentiere ich mit modernen Substanzen, orientiere mich aber grundlegend an Originalrezepturen aus der Zeit, als Papiermaché industriell für Gebrauchsartikel Verwendung fand, also vor der Verbreitung synthetischer Kunststoffe Anfang des 20. Jahrhunderts. Die wesentlichen Inhaltsstoffe des Papiermachés sind: Zellulose, Kreide und Bindemittel. Für den Zelluloseanteil verwende ich statt Hadern geschreddertes Papier, und in der Regel färbe ich die Masse mit Pigmenten durch.
Das Papiermaterial mit seiner individuellen Verwendungsgeschichte von vielleicht zuvor schon mehreren Recycling-Kreisläufen wird erneut transformiert. Langwierige, immer wieder durch Trocknungsphasen unterbrochene Schichtungen führen am Ende zu der Illusion einer organisch gewachsenen Oberfläche. Die vielfältigen Möglichkeiten der Bearbeitung – Schleifen, Sägen, Ölen, Wachsen oder einfach nur Trocknen- Lassen – eröffnen eine große Variabilität. Auch kann ich dem Erscheinungsbild von anderen Materialien täuschend nahekommen.
Die so gewachsenen Oberflächen sind ein wesentliches Merkmal meiner Plastiken. Ein weiterer wichtiger Punkt für mich ist die Möglichkeit, andere Materialien sowie Fundstücke direkt haltbar in die Masse einbauen zu können – und zwar tatsächlich reversibel – ohne Brennvorgang und ohne sie chemisch anzugreifen. Mich erstaunt dabei immer wieder die Haltbarkeit und Stabilität des Materials und jeder denkbaren Verbindung.
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