Holz begleitet die Menschen seit Anbeginn. Es ist mythisch besetzt. Die Eiche als heiliger Baum der Wikinger, die Linde als Symbol des Lebens bei den Christen.
Künstler gehen seit jeher mit diesem Material um und nutzen es als Träger zur Übermittlung von nonverbaler Kommunikation. Was ist an Holz besonders? Man sagt, es sei ein lebendiger Werkstoff. Es habe eine beruhigende Wirkung, es arbeitet, es ist leicht, schwimmt, riecht gut, isoliert gegen Kälte, dient als Resonanzkörper und ist vergänglich. Holz ist schwierig. Die „Temperatur“ des Holzes, Farbe und Maserung, beeinträchtigen die kühle Sachlichkeit der Betrachtung. Fast alle Hölzer können von Bildhauern bearbeitet werden, aber das hat seine Tücken. Die Hölzer haben alle ihren eigenen Charakter und verweigern sich oft der manuellen Bearbeitung ohne die Nutzung von Maschinengewalt. In Europa haben sich Linde, Eiche, Kiefer, Birnbaum und Buchsbaum über Jahrhunderte für Bildwerke bewährt. Gängige Tropenhölzer in der Bildhauerei sind Teak, Ebenholz und Mahagoni.
Ich meine, Holz sollte für Künstler mit skulpturalen Vorhaben ein Gegenüber sein und nicht bloß Material, mit dem man machen kann, was man will. Wenn man sich respektvoll der Materie annähert, ist das Wunder von Synthese des Geistes des Agierenden und der Materie möglich. Kunst! Und wer es wahrnimmt, sieht hinter dem Fassbaren das Unfassbare – das Leuchten des Holzes.
Gerhard Moritzen, geb. 1958 in Schleswig,
lebt und arbeitet in Düsseldorf.
www.gerhard-moritzen.de
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