Aljoscha Blau malt am liebsten mit den Gouache-Farben von Schmincke oder Talens. Ganz gleich, ob er an seinen Illustrationen oder an großformatigen Bildern arbeitet.
Meine langjährige Liebe zu Gouache kommt daher, dass ich mich als Illustrator immer wieder nach neuen Techniken und Ausdrucksmitteln umschaue. Und da das wichtigste Feature der Gouache ihre Vielfältigkeit ist, ist sie seit langem mein Favorit unter den analogen Techniken. Man kann sie wie Aquarell, transparent und mit viel Wasser auftragen, es geht aber auch deckend und pastos, so ähnlich wie mit Acryl oder Ölfarben. Und nach dem Trocknen bleibt Gouache weiter wasserlöslich. Daraus ergeben sich viele interessante, ja ungewöhnliche Anwendungen, die ich seit Jahren entwickle. Viele davon habe ich im Buch „Multitalent Gouache. Upgrade für Design und Illustration“ beschrieben. Eine meiner Lieblingstechniken möchte ich hier vorstellen: Maskieren von Teilen eines Bildes mit Klebeband.
1. Als erstes zeichne ich das Motiv, in diesem Fall einen Hecht, mit Bleistift vor. Der Umriss reicht, denn die Vorzeichnung wird gleich deckend übermalt. Aber bevor es geschieht, kommt der eigentliche Clou: Man klebt das ganze Blatt mit einem transparenten Paketband zu.
2. Jetzt braucht man ein scharfes Skalpell oder einen Cutter. Beim Herausschneiden des Motivs sollte man gut aufpassen und nicht zu eifrig aufdrücken. Sonst passiert es leicht, dass Sie nicht nur durch das Klebeband schneiden, sondern auch das Papier zerschneiden. Deshalb ziehe ich es vor, für das Maskieren mit Klebeband ein starkes Aquarellpapier von 300 g/m² oder noch dicker zu nehmen … denn sicher ist sicher!
3. Ist die Innenform des Motivs ausgeschnitten und abgezogen, kann das eigentliche Malen losgehen. Ich habe es mir vorgenommen, in mehreren Schichten vom Dunklen ins Helle zu arbeiten und fange deshalb mit einem dunkelblauen bzw. braunen Ton an. Die rötliche Farbe kommt Nass-in-Nass an den Flossen und dem Schwanz zusätzlich dazu. Danach wird das Bild getrocknet, gegebenenfalls mithilfe eines Haartrockners.
4. Wenn die erste Farbschicht ganz trocken (wichtig!) ist, trage ich die zweite, helle Schicht auf. Eine Mischung von Weiß und Cyan Blau kommen großzügig und mit viel Wasser auf den dunklen Hintergrund. Danach lasse ich das Wasser – zum Teil auch unkontrolliert – über das Bild laufen. Jetzt wieder schön trocknen lassen.
5. Jetzt ist der Hintergrund soweit vorbereitet und es kann an die Details gehen. Ich arbeite mich an dem Auge, dem Mund mit kleinen Zähnchen und den Kiemen voran. Ganz helle Lichtreflexe kommen zu guter Letzt auf die Fischschnauze. Jetzt geschieht das Spannendste – die Klebeband-Maskierung kann endlich ab!
6. Nun sehen wir, wie das Bild geworden ist. Ich schreibe jetzt noch etwas dazu, ein Titel hat da gefehlt. Gouache eignet sich übrigens hervorragend für Handlettering und Kalligrafie, wobei Sie Ihre Schrift konventionell mit Pinsel, aber auch mit Stahl- oder Rohrfeder auftragen können. Jetzt noch die Bleistiftreste wegradieren und nun ist das Bild fertig.
Aljoscha Blau,
geboren 1972 in Sankt Petersburg,
lebt und arbeitet in Berlin.
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