Malerei ist ohne die wechselseitigen Beziehungen von Farbräumen und Formen nicht denkbar. Die Komposition von Farbschichten zielt vor allem in der nicht-gegenständlichen Darstellung auf atmosphärische Wirkungen, die notwendigerweise sehr subjektiv rezipiert werden.
Die malerische Umsetzung erfolgt in der Regel als Folge geschichteter Farbflächen, die Raumempfindungen erzeugen – eine Farbe wird schneller und intensiver, größer (oder kleiner) wahrgenommen als eine andere. Diese Individualität macht seit jeher die große Faszination von Malerei aus: Die Autonomie der Farbe und die Logik ihrer Bezüge zueinander bleiben ein kaum zu entzifferndes Mysterium – auch in den Händen von Malerin und Maler selbst. So werden zum Beispiel rosa Blasen immer wieder übermalt, um mit aufgeschleuderten grünen Farbpartikeln überdeckt und schließlich von zinnoberroter Farbaufschüttung dramatisiert zu werden. Oder weiße, das Großformat übersäende Tupfen werden von gelben Strukturen und blauen Akzenten bedeckt.
In diesem Beitrag sind ausschließlich große Formate von bis zu 2,80 Metern Breite und in entsprechender Höhe zu sehen. Sie sind meist nicht aufgespannt, sondern nur leimgrundiert bzw. zusätzlich kreidegrundiert worden, und erhalten aufgrund ihrer Größe die Wirkung einer raumgreifenden Tapisserie. Für das rot-grüne Eingangsbild wurde die Rückseite einer ehemals aufgespannten, daher rückseitig grundierten Malerei genutzt. Ansonsten fanden reine Leinwand- sowie starke Baumwollgewebe Verwendung, die eine sandfarben-helle bis bräunliche Eigenfarbe mitbringen. Die Farbmaterialien reichen von sehr flüssiger, verdünnter Acrylfarbe über selbstgemachte Leim- Gouachen bis hin zu mit Tapetenkleister versetzten Pigmenten. Die Farben wurden je nach Konsistenz mit breitem Pinsel aufgetragen (über teils grober Vorzeichnung mit Kohle). Lasuren wurden auch mit dem Schwamm über Farbschichten gelegt; für geschleuderte und gespritzte Farbbereiche wurden Schläger- bzw. Schlagpinsel eingesetzt.
Das leicht glasig-verschwommene Erscheinungsbild dieser Malerei entstand durch die Mischung von Pigmenten mit Wasser und Tapetenkleister. Mit Kleister gebundene Pigmente eignen sich vorzüglich für die Farbaufträge auf großen Flächen, lassen sich wahlweise dicker als auch mit Wasser verdünnt lasierend auftragen. Es ist für Arbeiten in dieser Technik wichtig, ein geeignetes Mischungsverhältnis zu erzielen, damit die Farbe in der gewünschten Farbintensität nach dem Auftrocknen nicht zu bröckeln beginnt.
Eine Ausnahme in dieser Reihe bilden die beiden schlanken, bereits aufgespannten Hochformate mit weiß vorgrundiertem Gewebe: Diese Arbeiten entstehen ohne Pinsel oder andere Werkzeuge bei liegender Leinwand. Die Farbfelder werden mit sehr nasser Farbe auf feuchte bzw. wässrige Flächen aufgebracht. Jeder Bereich muss vollkommen trocknen, bevor die nächste Farbe gesetzt werden kann. Die Farbverläufe wurden durch Anheben der Rahmen zum kurzfristigen Steuern des Verlaufs und anschließendes Trocknen erzeugt.