Die Ölskizze im traditionellen Sinne diente alten Meistern seit dem 16. Jahrhundert zur Überprüfung von Entwürfen und zur Kommunikation mit Auftraggebern und Werkstatt-Mitarbeitern über Bildthemen und die gewünschte Ausführung.
Mit lockerem Pinselstrich wurden Interieurs, Landschaften und Szenerien auf die Leinwand oder die Holztafel gebracht, um Ansätze, Interpretation und Verortung des Sujets, Verteilung von Licht und Schatten und Farbwahl zu veranschaulichen. Als historischer Meister solcher Ölskizzen gilt Peter Paul Rubens. Bis Anfang des Jahres waren zahlreiche seiner rund 500 Ölskizzen in Rotterdam zu sehen – und die Ausstellung, die zuvor auch im Prado in Madrid gezeigt wurde, machte deutlich, wie viel künstlerische Eigenständigkeit dieser Technik zugewiesen werden sollte.
Heute hat sich die Bewertung der Ölskizze längst von rein vorbereitender Funktion und auch vom Image des Provisorischen gelöst. Denn ob eher malerisch oder als Pinselzeichnung besitzt die Ölskizze einen hohen eigenständigen künstlerischen Wert und besondere ästhetische Vorzüge: Mit schnellem Pinselstrich ist sie das ideale Mittel, um etwa vor und mit dem lebenden Modell Bewegung, Pinselführung und das Spiel von Hell und Dunkel festzuhalten. Malgrund für die hier gezeigten Ölskizzen ist beidseitig weiß kaschierter Screenboard-Karton. Für diese vergleichsweise spontane Technik, bei der auch ein teils lasierender Auftrag gewünscht ist, wird die Ölfarbe natürlich am besten mit Terpentinöl verdünnt.
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