Andreas Noßmann erfasst in seinen Zeichnungen das Wesen einer Persönlichkeit
Andreas Noßmann ist Zeichner aus Leidenschaft. Seine ausdrucksstarken Arbeiten entstehen auf begrenztem Raum und mithilfe begrenzter Mittel. Im ars momentum Verlag ist nun ein Buch erschienen, das sich ausschließlich seinen Portraitzeichnungen widmet.
Das Wort Liebe hat für beide Geschlechter keineswegs den gleichen Sinn, und hierin liegt eine Quelle der schweren Missverständnisse, die sie voneinander trennen. Simone de Beauvoir (1908–1986)
„Mit bestechender Virtuosität zeichnet Andreas Noßmann Dichter und Denker, Musiker und Wissenschaftler, große Geister der Vergangenheit ebenso wie Zeitgenossen. (…) Es ist die klassische Feder mit ihrem präzisen und eleganten Schwung, die maßgeblich die Kraft seiner Portraitzeichnungen bestimmt: Sie verzeiht keine Fehler und will trotzdem kühn geführt sein in Licht- und Schattenwerten mit modellierender Plastizität,“ beschreibt der Verlag treffend die künstlerische Qualität der Noßmann’schen Bildnisse.
Eigentlich sind die Portraits nur ein Teil im Œuvre des Künstlers, zu dem auch Akte und Sillleben, skurrile Capricci, fantastische Landschaften und Stadtansichten gehören. Aber er schätzt die Herausforderung, die das Porträt mit sich bringt. „Man muss ein guter Zeichner sein, um den Charakter einer Person in der Zeichnung herauszuarbeiten,“ stellt er fest, und dass ihn die portraitierte Person interessieren, ihn berühren oder faszinieren muss, damit er sich auf diese Herausforderung einlässt.
Einerseits schätzt Andreas Noßmann den Freiraum, den ihm das Porträt formal bietet, andererseits beschränkt er sich ganz bewusst in seinen Arbeitsmitteln. Vor allem mit Tusche und Feder, manchmal auch mit Bleistift oder Kohle bringt er die Konturen eines Gesichts mit leichtem Strich zu Papier und arbeitet mittels Linien und Schraffuren die Feinheiten einer Persönlichkeit heraus. Aquarell oder Buntstift verleihen einem Bildnis abschließend dezente farbliche Akzente und eine beeindruckende Tiefe.
„Portraitzeichnungen sind meine spezielle Form des Respekts vor all jenen, deren Leben und Wirken wichtige Spuren hinterlassen haben“, leitet Andreas Noßmann seine Publikation ein. Die Federzeichnung bleibt für ihn aus gutem Grund dominierend: „Denn immer dann, wenn es um die Sichtbarmachung von Eigenschaften, Eigenarten und Unverwechselbarem in den Gesichtszügen geht, zeigt die Zeichenfeder mit ihrem eleganten Schwung ihre Stärke. Der Bleistift als Mittel zum Zweck, bleibt auch in diesem Buch in der Minderheit.“
Und so treffen die Federstriche in den expressiven Bildnissen von Persönlichkeiten aus Kunst, Literatur, Musik und Wissenschaft, die für das Buch „Andreas Noßmann. Portraits & Aphorismen“ ausgewählt wurden, den Nerv der jeweils gezeichneten Persönlichkeit. Für die 60 Abbildungen in dem Band hat der in Brühl lebende Künstler außerdem Aphorismen ausgewählt, die er seinen Protagonisten zur Seite stellt. Sie bringen in den meisten Fällen zum Ausdruck, was den Künstler an diesen Menschen so fasziniert, dass er sie portraitiert hat. Die Kombination von Aphorismus und Portraitzeichnung sorgt in den Augen von Andreas Noßmann für eine eigentümliche, gegenseitige Aufladung, für „ein gewisses Momentum, das den Porträtierten für eine Sekunde lebendiger und präsenter erscheinen lässt.“ Erfreulicherweise, sagt er, gibt es noch viele weitere große und wichtige Köpfe, die ihm unter die Feder kommen könnten.
Die Welt ist voller Rätsel, für diese Rätsel aber ist der Mensch die Lösung. Joseph Beuys (1921–1986)