Anregungen zur Herstellung natürlicher Tinten
Der Künstler und Illustrator Jason Logan ist ständig auf der Suche. Wenn er durch Straßen und Hinterhöfe streift, Brachflächen inspiziert oder in der Natur unterwegs ist, treibt ihn jedoch nicht die Suche nach Motiven, ihn interessieren potenzielle Farbstoffe.
„Alle hier beschriebenen Aktivitäten und Materialien sind potenziell giftig oder gefährlich“, warnt Jason Logan gleich zu Beginn seines Buches „Make Ink. Ein Leitfaden zur Herstellung natürlicher Tinte“. Nicht ohne Grund: Einige seiner einzigartigen Farben stellt der Künstler aus Gipsstaub, Kupferwolle, rostigen Nägeln oder Zigarettenstummeln her, und er experimentiert auch mit Chemikalien.
Dabei hatte der junge Vater anfangs lediglich nach ungiftigen Ausgangsstoffen und Pigmenten gesucht, die er für seine Arbeit verwenden wollte. Er fand sie in der Natur und in den gewöhnlichen Gegebenheiten des städtischen Raums. Jason Logan verarbeitete zunächst Nüsse, Beeren und Gräser mit Bindemittel und Wasser zu Tinten – fasziniert von der Vielfalt und der Leuchtkraft der Farben, die er auf diese Weise herstellte, erweiterte sich das Spektrum der Materialien, mit denen er experimentierte. Heute sieht und sammelt er überall Materialien für Farbexperimente und überlegt, welche Farben er aus den organischen oder anorganischen Substanzen brauen kann.
In seinem Buch weiht der Sachensucher in sein Handwerk ein und zeigt, wie in der eigenen Küche wundervolle Tinten zum Schreiben, Illustrieren und Malen gebraut werden können. Neben Grundrezepten und Grundregeln erklärt er, wie ein einziges Material ein ganzes Spektrum an Farben erschaffen kann. Aus Rote Bete beispielsweise oder aus Blaubeere können violette Farbstoffe hergestellt werden, sogenannte Anthocyane, Pigmente im Blau- oder Rotbereich. Fügt man etwas Zitrone hinzu, verfärben sie sich pink, mit Backsoda nehmen sie eine blaue Farbe an.
Jason Logan vergleicht das Tinte-Einkochen und Verdichten mit der Zubereitung einer besonders feinen Sauce, die lange reduziert werden muss. Wohl aufgrund dieser Parallele muten seine Anleitungen auch an wie die Rezepte in einem Kochbuch, vom Sammeln des Farbstoffs über die Liste der benötigten Materialien bis hin zur schrittweisen Herstellung der Tinte.
Ein eigenes Kapitel ist der „Zusammenarbeit mit Künstlern“ gewidmet. Logans Tinten haben weltweit eine große Anhängerschaft. Seine Fans, zu denen auch namhafte Künstler und Schriftsteller gehören, schicken ihm für seine Experimente z.B. Flechten, die auf Steinen wachsen, gebrannte Pfirsichkerne oder geschwärzte Japanische Teemuscheln zu. Dave Eggers und Margaret Atwood tragen Illustrationen zu Logans Buch bei, und in einem langen, sehr persönlichen Interview mit dem Schriftsteller Michael Ondaatje erfährt man am Ende des Bandes mehr über Jason Logan und seine Liebe zur Farbe.
Das kenntnisreiche und sorgfältig erstellte Buch vermittelt Rezepte zum Herstellen der Farben Schwarz, Schwärzer, Braun, Rot, Blau, Lila, Gelb, Grau, Weiß, Grün und Pink auf der Basis von in der Natur vorkommenden Ausgangsmaterialien. Es wird durch eine Geschichte der Tinte und ein Glossar abgerundet. Die wunderschöne Gestaltung lässt auf jeder Seite die Leuchtkraft der Farben erkennen und macht in den meditativ anmutenden Motiven das kreative Potenzial selbst hergestellter Tinten sichtbar.
Über den Autor
Jason Logan ist Künstler mit Ausstellungen u.a. in New York, Los Angeles, Toronto, Illustrator u.a. für die New York Times, Creative Director, Autor, Aktivist. Er ist Gründer der Toronto Ink Company und leitet regelmäßig Workshops zum Sachensuchen und Tinte machen
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