Material, Technik, Arbeitsabläufe
Drucktechniken sind eine spannende künstlerische Herausforderung. Sie erfordern einerseits planerisches Arbeiten und eröffnen andererseits zahlreiche Möglichkeiten für Experimente. Susanne Haun zeigt in ihrem Buch das vielfältige Potenzial der Ätztechniken und macht Lust auf Experimente.
Die Radierung ist eine Tiefdrucktechnik. Für diese Ätztechnik werden mittels Säure Vertiefungen in der Platte erzeugt, die beim Druck die Druckerschwärze aufnehmen. Man nennt die Radierung auch Strichätzung, weil nur Linien und Punkte aus dem Metall geätzt werden.
Susanne Haun arbeitet künstlerisch in vielen Medien und Techniken, vor allem aber die Zeichnung hat es ihr angetan. In ihr kommt die Handschrift des Künstlers oder der Künstlerin so deutlich zum Ausdruck, wie in keinem anderen Medium. Die Entschiedenheit der einzelnen Linie zu steuern, die den Eindruck eines Bildes bestimmt, ist eine besondere Herausforderung bei der Arbeit mit Druckverfahren. Susanne Haun hat sich hier besonders intensiv mit der Radierung und ihren Techniken auseinandergesetzt. Von allen Drucktechniken liegt sie der Zeichnung mit ihren weichen, wie mit Bleistift in den Ätzgrund gearbeiteten Linien am nächsten, in Sachen Spontaneität ist es vor allem die Kaltnadelradierung, bei der das Motiv mit einer stählernen Radiernadel direkt in eine Kupfertafel eingeritzt wird.
In ihrem Buch „Die Kunst der Radierung“ öffnet Susanne Haun die Türen zu ihrer farbenreichen Druckwerkstatt. Neben notwendigem Grundlagenwissen erläutert sie die Eigenschaften von Metallplatten und Radiernadeln, von Ätzgrund und Ätzbad, von Tiefdruckpresse, Druckerschwärze, Drucktisch, Papier und Druckfilz. Anhand von Beispielen zahlreicher eigener Arbeiten erklärt Susanne Haun unter anderem die Weichgrundätzung (Vernis Mou), die sich durch einen weicheren Ätzgrund auszeichnet, der auf die Platte aufgetragen wird, oder das Aquatinta-Verfahren, bei dem das Motiv häufig zunächst im Aussprengverfahren mit einer Farbe aufgetragen und danach mit Ätzgrund versehen wird. Die Arbeitsabläufe werden in Wort und Bild Schritt für Schritt vor Augen geführt und münden in beeindruckenden Ergebnissen, die neueinsteigende und fortgeschrittene Kunstschaffende anregen, Techniken auszuprobieren und Medien zu kombinieren.
Das erfolgreiche und lange nicht mehr lieferbare Buch ist nun bei boesner auf vielfachen Wunsch als unveränderte Nachauflage wieder erschienen.
Über die Autorin:
Susanne Haun lebt und arbeitet in Berlin. Ihr Werk ist durch intensives Naturstudium und die Auseinandersetzung mit künstlerischen Vorbildern geprägt.