Sarah Simblet zeigt uns in ihrem einzigartig gestalteten Buch, wie anatomische Kenntnisse dabei unterstützen, die menschliche Gestalt künstlerisch umzusetzen. Es ist gleichermaßen Zeichenschule und Einführung in die Anatomie.
Seit jeher haben Künstler mit geübtem Blick auf unser Leben geschaut und viel zu unserer Erkenntnis beigetragen. Der menschliche Körper war dabei immer schon ein zentrales Thema – um Gott zu preisen, die Schönheit der Schöpfung dar-zustellen oder die Natur des Menschen zu hinterfragen. Die Kunst ist ein ideales Instrument, um unterschiedliche Sichtweisen bildlich umzusetzen. Deshalb haben sich Künstler und Anatomen seit Jahrhunderten ausgetauscht und damit zu unserem heutigen Kenntnisstand beigetragen.
Die künstlerische Anatomie basiert auf dieser gegenseitigen Befruchtung. In ihr ist die biologische Komplexität des Körpers mit ästhetischer Schönheit gepaart. Daher geht das Studium der künstlerischen Anatomie auch weit über die korrekte Zuordnung und Benennung von Körperteilen und über das Verständnis ihrer jeweiligen Funktionen hinaus. Es widmet sich einer der größten Her-ausforderungen künstlerischen Schaffens: Der Fähigkeit, die vielfältigen Erscheinungsformen des menschlichen Körpers mit Stift oder Pinsel wieder-zugeben und den großartigen Mechanismus des Lebens ganz individuell festzuhalten, schreibt Sarah Simblet.
Ihr Buch „Der Akt“ ist eine einzigartige Synthese aus Zeichenschule, Foto- und Grafikband. Über 250 Aktfotos und 100 Zeichnungen schärfen das Verständnis vom Aufbau des menschlichen Körpers aus künstlerischer Perspektive. Dabei weiß die erfahrene Dozentin, worauf es ankommt. Praktische Lektionen führen in sechs Kapiteln an das Zeichnen von Figuren und Körperteilen heran. Skelett, Kopf, Hände, Füße, Brustkorb und Becken werden detailliert betrachtet.
Die Autorin analysiert darüber hinaus zehn Meisterwerke von Michelangelo über Degas bis Edward Hopper und zeigt, welche Rolle die Anatomie für die künstlerische Aussage spielt – und was sich von großen Künstlern lernen lässt. Ein besonderer Clou sind Zeichnungen auf Transparentpapier, die ein Seherlebnis ganz neuer Art ermöglichen: Indem sie über die Fotos gelegt werden, rufen sie einen „Röntgenbild-Effekt“ hervor. John Davis gelingt es mit seinen ästhetischen Fotografien, Körperteile und -posen so zu inszenieren, dass sie die für den Zeichner relevanten Momente einfangen. Sie ergänzen Sarah Simblets Erläuterungen um eine weitere bildliche Ebene und laden gleichzeitig zu zeichnerischen Studien ein, wie sonst nur vor dem Aktmodell möglich wären.
Eine lehrreiche und zeitgemäße Zeichenschule für Einsteiger und Fortgeschrittene, die das Sehen schult, in die Tiefe geht und mit vielen Fotografien Inspiration und Übungsmaterial bietet.
Die Autorin
Sarah Simblet ist Künstlerin, Dozentin und promovierte Kunsthistorikerin. Ihre Zeichnungen befinden sich in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen. Sie werden regelmäßig in Ausstellungen gezeigt. Sarah Simblet unterrichtet an der National Gallery in London und am Wolfson College in Oxford, wo sie auch ihr Atelier hat. Für die BBC arbeitet sie regel mäßig mit an Sendungen im Bereich Kunst.
Der Fotograf
John Davis ist Dokumentar-Fotograf. Seine Fachgebiete sind Sport, Porträt und Lifestyle. Er lebt in London.
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