Buchtipp
Der Kontur des Fühlens
Ursula von Rydingsvards majestätische Skulpturen
Ihr bevorzugtes Material ist Zedernholz mit seiner differenzierten Färbung und seiner besonderen Formbarkeit: Die international bekannte und mehrfach ausgezeichnete Künstlerin Ursula von Rydingsvard sägt und schnitzt daraus spektakuläre Skulpturen, die, teils mit Grafit bearbeitet, majestätisch dimensioniert und gleichzeitig in ihrer fragilen Emotionaliät berührend sind. Das Material ruft in ihr Erinnerungen an die provisorischen Flüchtlingsunterkünfte hervor, in denen sie als Kind mit ihrer Familie lebte.
Geboren 1942 in Deensen in Niedersachsen als Tochter einer polnischen Mutter und eines ukrainischen Vaters emigrierte ihre große Familie zunächst aus Polen nach Deutschland und schließlich 1950 in die USA. Zum Schaffen der Künstlerin gehören auch Bronze skulpturen und Werke aus Papier und Filz, die in zahlreichen Museumssammlungen und Ausstellungen zu sehen sind.
Der Band „Ursula von Rydingsvard. The Contour of Feeling“ begleitete eine gleichnamige Ausstellung, die bis August 2018 im The Fabric Workshop and Museum in Philadelphia zu sehen war. Ausstellung und Katalog beschreiben die künstlerische Entwicklung Ursula von Rydingsvards seit dem Jahr 2000 anhand zahlreicher Skulpturen, die großformatig abgebildet sind; dazu illustrieren Fotos der Künstlerin den Schaffensprozess. Besonderes Augenmerk bekommt in diesem Zusammenhang eine Arbeit aus Leder: Für die Ausstellung in Philadelphia und in Kooperation mit dem Museum arbeitete sie erstmals mit diesem Werkstoff und schuf aus über 90 Lederjacken von Flohmärkten und aus SecondHand-Läden eine neue, wie ihre Holzskulpturen überdimensionierte Lederjacke.
Für diesen Band äußert sich die Bildhauerin in einem von Kurator Mark Rosenthal geführten Interview exklusiv und ausführlich zu ihrem Werk und ihrer künstlerischen Intention. Darüber hinaus geben ihre sehr persönlichen Statements auf die Frage „Why Do I Make Art?“ Einblick in die Hintergründe ihres Schaffens und Denkens. Für den Titel von Ausstellung und Katalogbuch nutzte Kurator Mark Rosenthal ein Zitat von Rainer Maria Rilke aus den Duineser Elegien, einem Lieblingsgedicht der Künstlerin: „Wir kennen den Kontur des Fühlens nicht: nur, was ihn formt von außen.“
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