Das Porträt zählt zu den Königsdisziplinen in Zeichnung und Malerei: Es zeigt einen Menschen nicht nur als naturnahes Abbild, sondern kann in Ausdruck und Duktus auf Charakterzüge ebenso hinweisen wie auf eher verborgene Seiten. In diesem Beispiel geht es nicht um die Darstellung sanfter Schönheit, sondern das markante, farbige Zeichnen selbst wird zum Protagonisten: Ideales Spielfeld für die Zeichenprodukte von Art Graf. Die wasserlöslichen, hoch pigmentierten Kreidetäfelchen sind extrem weich und eignen sich sehr gut zum Zeichnen, Malen und Skizzieren. Ihre Konsistenz erlaubt eine variantenreiche Palette an Farbtönen; die Kreide lässt sich auch gut mit einem nassen Pinsel auftragen bzw. lavieren.
Zur Vorbereitung wurde ein großer Papierbogen mit dünner Leimfarbe in Grau-Mauve grundiert. Augen, Braue und Nasenbereich legen in der Zeichnung Proportion und Position fest, bevor eine erste Lavierung vorgenommen und das Gesicht grob vorgezeichnet wird.
In den folgenden Schritten wird das Gesicht vervollständigt und Oberkörper und Armhaltung werden in verschiedenfarbigen Kreiden angelegt. In der Lavierung werden die Kreiden mit Wasser und Pinsel mutig und offensiv angelöst, sodass die Farblösung als Mischung aus verschiedenen Farben eher unkontrolliert verläuft und schließlich als schattige Vertiefung stehen bleibt.
Die Zeichnung wird erweitert um ein Tischchen samt darauf liegenden Schachteln im Vordergrund, die in einem nächsten Schritt mit weißer Kreide gehöht werden.
Durch frei und summarisch angelegte Ockerschraffuren und die anschließende Lavierung bekommt das Porträt eine einheitliche Farbstimmung. Als Lichteffekt bleibt jedoch der rechte Oberarm der Porträtierten frei. Das Tischchen mit den Schachteln wird in diesen Prozess kaum einbezogen: Dadurch rückt es weiter in Vordergrund der Zeichnung, während die Figur selbst etwas zurückgesetzt erscheint.
Die Zeichnung ist so aufgebaut, dass ich sie gut verstehen kann.
Aber die Dame hat eine viel zu rote Nase bekommen. Das wirkt unharmonisch und nicht „gekonnt“.