2. Juni bis 1. September 2019
Mit dieser Ausstellung seiner aktuellen Malerei schließt sich für Ulrich Erben (geb. 1940 in Düsseldorf) ein Kreis. Er nimmt hier Themen auf, die ihn über Jahrzehnte künstlerisch beschäftigt haben, die aber nun in eine neue Dimension geführt werden. Der ganz eigene Klang, der diese jüngsten Bilder kennzeichnet, ist dabei unverkennbar.
Tatsächlich handelt es sich bei diesen Gemälden um ein Spätwerk im eigentlichen Sinn. Auf der Basis einer über Jahrzehnte reichenden Erfahrung des Malers entsteht noch einmal Neues. Alle Elemente, die er in den Jahrzehnten seiner Arbeit als Teil seiner künstlerischen Sprache entwickelt hat, werden hier mit Blick auf eine Konzentration der Bildlichkeit überprüft. Was vermögen sie zu sagen? So entsteht in diesen Bildern eine besondere Ausdrucksnotwendigkeit, die von Vitalität und Erfahrungssättigung gleichermaßen bestimmt ist. Es sind – dieser Eindruck drängt sich auf – letzte Bilder, die vom Ende her gedacht sind, auch wenn ihnen weitere folgen können.
Erben ging es immer schon um eine einfache Formensprache und eine emphatische Thematisierung der Farbe. Seine Kunst ließ sich jedoch noch nie unter der geläufigen Vorstellung abstrakter Malerei subsumieren. Dem steht ihre ausdrückliche Fundierung in einer Auseinandersetzung mit der sichtbaren Wirklichkeit entgegen. Farben und Formen stehen hier ein für das spezifische Klima und den Klang eines Ortes – für eine Lebensstimmung sozusagen.
Erben kam schon früh mit seiner Familie nach Italien und verbrachte dort viele Jahre als Schüler und als Akademiestudent. Der Horizont der italienischen Kultur, vor allem die südliche Landschaft und das Erbe der antiken Architektur geben seiner Kunst bis heute eine entscheidende Prägung: ein untrügliches Gefühl für bildliche Proportionen, wie sie sich von alters her überliefert haben.
Auch die zum Teil großformatigen Bilder dieser Ausstellung sind in ihrem formalen Aufbau reduziert; ihre Farbigkeit ist zurückgenommen und zugleich von Licht gesättigt. Sie wirken durch ihre stille Monumentalität, eine besondere Geschlossenheit und Souveränität. Jahrzehnte der künstlerischen Erfahrung geben ihnen ihre Prägnanz.
Dass diese Bilder Erbens nun in den Räumen des Josef Albers Museums ihre öffentliche Premiere erleben, darf man als ein sprechendes Omen verstehen. Denn bei beiden Künstlern geht es um die überragende Bedeutung der Farbe, die alle Ebenen des Bildes steuert: die Form, den Raum und die Bewegung des Lichts. Auch Erben geht es hier um die schwankende Identität der Farbe, die das zentrale künstlerische Postulat von Albers war. »Farbe«, so stellte Albers fest, »ist das relativste Medium in der Kunst.« Es geht um den Täuschungscharakter der Farbe, dass sie nämlich nie eine stabile Erscheinung hat. Denn immer ist sie abhängig von den Veränderungen ihres jeweiligen Umfelds. Gerade diese Unwägbarkeit beschreibt die eigentümliche Energie hinter der Wirkung der Bilder von Albers, und wir halten damit auch einen Schlüssel zum Verständnis von Erbens Bildern dieser Ausstellung in Händen.
Zur Ausstellung erscheint das Buch Ulrich Erben. Festlegung des Unbegrenzten im Verlag der Buchhandlung Walther & Franz König, 120 S., 50 Farbabbildungen, Leineneinband, mit Texten von Heiner Bastian und Heinz Liesbrock. Preis: 28 Euro
Auf einen Blick:
Josef Albers Museum Quadrat Bottrop
Im Stadtgarten 20
46236 Bottrop
Tel.: 02041/372030
www.quadrat-bottrop.de
quadrat@bottrop.de
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Samstag: 11 – 17 Uhr Ι Sonn- und Feiertage: 10 – 17 Uhr Ι Montag geschlossen
Öffentliche Führungen
Sonntag, 18. August – 15 Uhr
Kurzführungen – Zeit für Kunst am Mittag
Donnerstag, 29. August – 12.30 Uhr
Im Dialog mit Josef Albers
Mittwoch, 21. August – 15 Uhr
Eintritt: 6 Euro/ermäßigt 4 Euro
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