Drei schöne Bücher zeigen Wege zur ars vivendi
Wie lässt sich das Dasein bewältigen? Was macht ein erfülltes Leben aus? Diese Fragen beschäftigen die Philosophie seit der Antike in Theorie und Praxis. Obwohl jeder individuelle Antworten darauf finden wird, gibt es unterschiedliche Methoden, um diejenigen Faktoren zu reflektieren und einzuüben, die Lebenskunst ausmachen.
In der Bereitschaft, der Fähigkeit und dem Willen, die eigenen Lebensumstände wahrzunehmen, zu verarbeiten und die Lebensführung im Rahmen der individuellen Möglichkeiten gezielt zu gestalten, liegt das Geheimnis der Lebenskunst. Als zentrale Begriffe eines bewusst geführten Lebens gelten Glück, Selbstsorge, Tugend und Askese.
So groß diese Begriffe scheinen, so einfach kann es sein, sich ihnen anzunähern. Beim Gehen beispielsweise können wir entschleunigen, unsere Gedanken ordnen und Situationen aus einer anderen Perspektive betrachten. Manchmal tut es aber auch gut, einfach abzuschalten und vollständig in der Bewegung aufzugehen. Oder die Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu richten: die Farben, die einen umgeben; den Untergrund, auf dem man sich bewegt; die eigenen Schritte. „Walking in the Rain“ versammelt zehn Geschichten von Künstlern, Designern, Autoren und Psychologen, die in ihren regelmäßigen Spaziergängen Inspiration finden. Sie berichten von Wanderungen in der Natur, vom Flanieren in der Stadt, von bewegenden Begegnungen beim Pilgern und von Walking Meetings bei der Arbeit. In jedem Kapitel finden sich Ideen und Anregungen, die dabei helfen, tägliche Routinen und einen eigenen Rhythmus zu entwickeln. Nichts ist so leicht in die Tat umzusetzen wie ein Spaziergang – man muss nur durch die Tür gehen.
Einen anderen, ebenso einfachen Weg zu einem bewussten, erfüllten Leben vermittelt Nina MacLaughlin. Etwas Neues wagen. Anpacken. Etwas „mit den Händen“ machen. Sehen, wie sich dabei der eigene Blick auf die Welt verändert – das ist ihr Rezept. Dabei schreibt sie aus eigener Erfahrung: Als die ehemalige Onlineredakteurin feststellte, dass sie mehr vom Leben erwartet, als belanglose Meldungen zu verfassen, kündigte sie kurzerhand und heuerte ohne jede Vorkenntnisse als Assistentin bei einer Schreinerin an. Sie schuftete und schwitzte, am Abend schmerzten ihre Glieder, doch sie fühlte sich erfüllt, denn sie lernte jeden Tag Neues und lernte es lieben – das Holz, das Werkzeug, die harte Arbeit.
Was man in Japan unter Lebenskunst versteht, erklärt Ken Mogi in seinem Buch „Ikigai“. Ikigai ist der Schlüssel für ein langes, gesundes und erfülltes Leben, es ist „das, wofür es sich zu leben lohnt“. Fünf Säulen kennzeichnen ikigai: 1. Klein anfangen, 2. Loslassen lernen, 3. Harmonie und Nachhaltigkeit leben, 4. Die Freude an kleinen Dingen entdecken, 5. Im Hier und Jetzt sein. Anhand inspirierender Lebensgeschichten und fundiert durch wissenschaftliche Erkenntnisse erklärt der japanische Neurowissenschaftler die japanische Philosophie, die hilft, Erfüllung, Zufriedenheit und Achtsamkeit im Leben zu finden. Er gewährt zudem tiefe Einblicke in die japanische Kultur, in der das Verständnis von ikigai allgegenwärtig ist. Japaner trachten danach, ihr ikigai zu finden und zu leben – egal, ob in der Karriere, in den Beziehungen zu Freunden und der Familie oder in ihren akribisch gepflegten Hobbys. Dabei ist entscheidend, dass man sein Ziel mit Hingabe verfolgt und das, was man tut, um seiner selbst willen tut.
Walking in the Rain
Schritt für Schritt zu einem klaren Kopf
Dept.store for the Mind, 160 S., 50 farb. Abb., geb., 15 x 21 cm, dt., DuMont Buchverlag 2018, ISBN 9783832199401
Der Duft von Kiefernholz
270 S., 13 x 21 cm, Klappenbrosch., dt., Suhrkamp Verlag
Ikigai
176 S., 14,2 x 21,5 cm, geb. m. Lesebändchen, dt., DuMont Buchverlag 2018
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