Farbige Grundierungen eröffnen in der Ölmalerei eine Vielzahl an Möglichkeiten.Sie schaffen Atmosphäre, bringen Lebendigkeit ins Bild, setzen Akzente und leiten die Farbwirkung von Hell bis Dunkel. Schon in der italienischen Renaissance waren grau-, ocker- und brauntonige, aber auch rosa- und fleischfarbene Grundierungen üblich. Ganz allgemein lässt eine grün- oder blautonige Grundierung das Bild kühl wirken, während Töne von Gelb über Orange bis Rotes wärmer erscheinen lassen.
Die Grundierung bestimmt die Bildwirkung entscheidend mit, wie diese Porträtbeispiele mit identischem Motiv zeigen: Bei beiden besteht der Malgrund aus Jute, zum einen mit einer graublauen Temperafarbe, zum anderen mit einer gelb-ockerfarbenen Ölfarbe grundiert. Während die Wirkung des graublauen Porträts deutlich als kühler und zurückhaltender beschrieben werden kann, ist die Wirkung seines hellen Pendants eher leuchtend und warm. Und bei genauem Hinsehen wird in den Details wie dem blauen Hemd kragen mit gelbem Knöpfchen deutlich, dass dort, wo die Grundierung partiell stehengeblieben ist, gerade die Grundierung für eine einheitliche Farbwertigkeit und -wirkung im Bild sorgt.
Dunkle bis schwarze Gründe werden klassischerweise und bevorzugt für die Chiaroscuro-Malerei verwendet,in der Kontraste vor dunklem Hintergrund oder durch teilweise beleuchtete Motive und Licht durch Höhungen hervorgebracht werden können. Sie erzeugen eine Nacht- oder Dämmerungsstimmung, im Gegensatz zu einer weißen, hellen oder warmtonigen Grundierung, die den Farben Leuchtkraft und Strahlen verleiht.
Bei diesen Beispielen wurde das schwarz vorgrundierte Gewebe Henry Nero als Malgrund verwendet. Eine dezente weiße Vorzeichnung plant das Bild und die Verteilung von Flächen und Volumina. Im Beispiel schafft das weiße Haus im Kontrast zu den dunklen Flächen den Eindruck von Licht in einer dämmrigen Atmosphäre. Teilweise wurde der schwarze Grund fast flächendeckend bemalt –doch in Details scheinen schwarze Elemente der Grundierung durch und betonen Kanten und Linien, wie es kaum ein Pinselstrich vermag.
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