Die Geschichte der Kahari-Papiere beginnt in einem kleinen Bergdorf an der Tibetanischen Grenze. Eine komplette Dorfgemeinschaft ist hier an der Papier- Produktion beteiligt. Nach traditioneller Methode wird Bogen für Bogen von Hand aus der Bütte geschöpft. Ein beispielloses Projekt mit ganzheitlichem Konzept.
Im Bergdorf Bigu, nordöstlich von Katmandu, hat die Herstellung von Papier aus Seidelbast eine lange Tradition. Die Nachfahren buddhistischer Sherpas produzieren in der kargen Berglandschaft handgeschöpfte Himalaya-Papiere, die seit vielen Jahren zum boesner-Sortiment gehören und zu diesem Zweck erstmals exportiert wurden.
Lange Wege, aufwendige Herstellung
Das Rohmaterial für die Kahari-Papiere, von den Einheimischen „Lokta“ genannt, wächst in Höhen zwischen 1.500 und 3.000 Metern. Die Rinde des Seidelbast- Busches wird vor Ort geschält, für einige Tage zum Trocknen ausgelegt und dann gebündelt und verschnürt in 6- bis 8- stündigen Märschen ins Tal getragen. Dabei überwinden die Trägerinnen und Träger bis zu 1.700 Meter Höhenunterschied. In der Papierwerkstatt angekommen, wird die trockene Rinde zum Aufweichen und Reinigen für etwa 24 Stunden in einen Gebirgsbach gelegt. Nach dem Einweichen wird der Rindenbast mehrere Stunden weich gekocht, um anschließend etwa 30 Minuten lang mit einem Holzhammer zu einer dünnen Faserschicht breitgeklopft zu werden. Die geklopften Fasern vermengen die Arbeiter mit Wasser in einem Schöpftrog zu einem homogenen Faserbrei. Dieser wird mit einem Sieb Blatt für Blatt geschöpft und anschließend in der Sonne getrocknet.
Papierproduktion unter fairen Arbeitsbedingungen
Das fertige Papier wird sortiert, gestapelt und ohne Schnüre gebündelt, sodass der Büttenrand nicht beschädigt wird. Der mühselige Transport zu Fuß zur nächsten befahrbaren Straße dauert drei Tage. Von dort geht es dann weiter mit dem LKW nach Katmandu. Für die Nepali hat das Kahari-Papier eine besondere Bedeutung, da gesetzlich in Nepal nur dieses Papier für Dokumente und Urkunden zugelassen ist, unter anderem aufgrund seiner nachweislich hohen Haltbarkeit – 600 Jahre alte Papierfunde aus Tibet sind noch heute in lesbarem Zustand. Darüber hinaus hat das Papier einen antiseptischen Charakter und wird in Nepal immer noch bei Hautverletzungen als Pflaster verwendet, um Infektionen zu vermeiden.
Kahari – ein ganzheitliches Konzept
Insgesamt sichert das Papierschöpfen in Bigu und den umliegenden Bergdörfern direkt und indirekt das Überleben von mehr als 100 Familien. In dem kleinen Unternehmen, das 1991 von Peter V. aus Köln und Gerd D. aus Garmisch-Partenkirchen gegründet wurde, arbeiten 50 festangestellte Mitarbeiter (Mindestalter 16 Jahre) unter vorbildlichen Arbeitsbedingungen: 8 Stunden pro Tag mit vielen Pausen bei einer 5-Tage-Woche inklusive 14 Tagen Jahresurlaub. Natürlich mit fairer, übertariflicher Bezahlung und gesicherter medizinischer Versorgung. Die Kinder der dort angestellten Frauen werden im hauseigenen Kindergarten bzw. in der Vorschule kostenlos unterrichtet und betreut.
Ein Teil der Einnahmen vom Verkauf der Papierprodukte wird nach buddhistischer Art für wohltätige Zwecke sinnvoll eingesetzt, so gehen z.B. 5 % an eine Schule in Bigu, an ein regeneratives Energieprojekt zur Förderung von Sonnenenergie sowie an das Projekt „Paper Road Tibet“, das in der „Jatson Chuming Welfare School“ in Lhasa, der Hauptstadt Tibets, die dortige Papiermachertradition unterstützt. Die wichtigsten Ziele des Unternehmens sind es, den nepalesischen Lebensstandard der ländlichen und dörflichen Familien über die Armutsgrenze hinaus anzuheben, indem neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Durch den Kauf direkt von Lokta-Bauern und Papierherstellern bietet sich eine nachhaltige Quelle für außerlandwirtschaftliches Einkommen. Darüber hinaus werden durch die Kooperation die alten Techniken der Papierherstellung des Himalaya-Volkes unter umweltfreundlichen Ernte- und Anbaubedingungen bewahrt.
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